Kontroverse erschüttert tschechischen Fotowettbewerb
Das Gewinnerbild eines Wettbewerbes zeigt laut Beschreibung eine Orang-Utan-Mutter mit ihrem sterbenden Jungtier. Kritikern zufolge soll dieses nur schlafen.

Das Wichtigste in Kürze
- An der Beschreibung des Gewinnerbildes des Czech Press Photo werden Zweifel laut.
- Dem Gewinner Lukas Zeman wird der Preis von der Jury aber nicht aberkannt.
Der diesjährige Preis für Pressefotografie «Czech Press Photo» hat in Tschechien eine Kontroverse entfacht. Das Siegerbild des freien Fotografen Lukas Zeman zeigt ein Orang-Utan-Weibchen auf der Insel Borneo mit seinem Jungtier, das laut der Bildunterschrift im Sterben liegt. An dieser Beschreibung wurden nun erhebliche Zweifel laut. Nach Einschätzung des Primatologen Stanislav Lhota zeigt die Fotografie «mit höchster Wahrscheinlichkeit» kein Junges, das im Sterben liegt, sondern eines, das sich im Arm der Mutter ausruht oder schläft.
Vítězem Czech Press Photo je snímek samice orangutana s umírajícím mládětem https://t.co/CXoBoa58H0 pic.twitter.com/m4PsPgiFuw
— Global Watch (@GlobalWatch91) December 12, 2018
Die Jury teilte heute Mittwoch mit, dass sie dennoch keinen Grund zur Aberkennung des Preises sehe. «Wir können unser Urteil nur anhand der Informationen fällen, die uns vorliegen, sowie der Kraft des Bildes», teilte João Silva, Jury-Mitglied und ein bekannter südafrikanisch-portugiesischer Fotograf, mit. Man habe das richtige Bild ausgewählt, das zudem ein ernsthaftes Problem thematisiere. Es gibt nur noch rund 50'000 Orang-Utans auf Borneo und Sumatra.
In einem offenen Brief forderten eine Reihe namhafter tschechischer Fotografen die Veranstalter des Wettbewerbs zu mehr Transparenz und der Einhaltung höchster Standards auf. «In einer Zeit allgegenwärtiger Manipulationen und der Banalisierung der Bilder wird Glaubwürdigkeit zu einem Schlüsselwert», hiess es darin. Zu den Unterzeichnern zählen unter anderen die preisgekrönten Bildjournalisten Tomki Nemec, Jan Sibik und Filip Singer.