Nach einer zweiten Runde von Friedensverhandlungen mit dem angreifenden Russland hat die Ukraine das Internationale Rote Kreuz um Hilfe bei der Einrichtung von Fluchtkorridoren für Zivilisten gebeten.
Ukraine-Konflikt - polnisch-ukrainische Grenze
Zahlreiche Menschen steigen am Bahnhof von Przemysl in der Nähe der ukrainisch-polnischen Grenze am frühen Morgen aus dem Zug aus Kiew. - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • «Alte Leute, Frauen und Kinder erhalten keine medizinische Hilfe, Babys werden in Kellern geboren, und das erste, was sie in ihrem Leben hören, das ist das Geräusch von Explosionen», sagte Vizeregierungschefin Olha Stefanischtschyna einer Mitteilung vom Freitag zufolge.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf verlangte umgehend Zugang zu den Bedürftigen. «Unsere Arbeit muss ab sofort - ohne auf den Abschluss eines möglichen Waffenstillstands zu warten - erleichtert werden, damit wir den massiven humanitären Bedarf, der durch die Kämpfe entsteht, decken können», teilte IKRK-Präsident Peter Maurer mit. «Alle Parteien und Staaten sind verpflichtet, die Arbeit unparteiischer humanitärer Organisationen wie des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds zuzulassen und zu erleichtern. Unsere Aufgabe ist es, Leben zu retten.»

Alle Länder seien nach den Genfer Konventionen und ihrem ersten Zusatzprotokoll verpflichtet, Zivilisten zu schützen. «Die Parteien müssen ausserdem unverzüglich die sichere Durchreise von Menschen, die vor den Kämpfen fliehen, gestatten.» Dennoch kann das IKRK ohne Zustimmung aller Konfliktparteien nicht tätig werden.

Nach Angaben von Stefanischtschyna haben viele Menschen nichts mehr zum Essen und kein Trinkwasser. Viele, die im Land geblieben seien, hätten Behinderungen und chronische Krankheiten. Kiew habe alle notwendigen Anfragen zur Schaffung spezieller Korridore an internationale Organisationen gestellt. «Leider hat es dafür keine Zustimmung der russischen Seite gegeben», sagte die 36-Jährige.

Es handele sich dabei vor allem im Norden und Osten um die Gebiete Sumy, Tschernihiw, Charkiw und dort insbesondere um die Gebietshauptstädte. Betroffen seien auch die Kleinstädte nördlich der Hauptstadt Kiew, im Süden Teile der Gebiete Mykolajiw, Saporischschja, Cherson und im ostukrainischen Donbass um die Region zwischen der Hafenstadt Mariupol und der Kreisstadt Wolnowacha.

Nach ihrer Verhandlungsrunde am Donnerstag hatten die ukrainische und die russische Seite mitgeteilt, sie hätten sich auf humanitäre Korridore geeinigt. Russland hatte vor einer Woche einen Krieg gegen den Nachbarstaat Ukraine begonnen. Nach UN-Angaben wurden seitdem mehr als 240 Zivilisten getötet.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

KriegIKRK