Ein Bischof spricht von einer «Zukunftswerkstatt». Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland soll einen hierarchiefreien Raum ermöglichen. Nicht alle sind glücklich darüber.
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, auf einer Pressekonferenz während der ersten Versammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. Foto: Andreas Arnold/dpa
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, auf einer Pressekonferenz während der ersten Versammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. Foto: Andreas Arnold/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der ersten Synodalversammlung der katholischen Kirche in Deutschland sieht Kardinal Reinhard Marx den gestarteten Reformprozess «einen guten Schritt vorangekommen».

«Die Erwartungen - und vielleicht auch die Befürchtungen - waren riesig», sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zum Abschluss der Plenarversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. «Das Anliegen aller, die Kirche voranzubringen, war spürbar.»

Die katholische Kirche in Deutschland hat als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal einen Reformprozess gestartet, den Synodalen Weg. Oberstes Organ dabei ist die Synodalversammlung aus 230 Bischöfen, Gläubigen und Vertretern verschiedener Berufe in der Kirche.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nannte den am Donnerstagabend eröffneten Gesprächsprozess eine «grossartige Zukunftswerkstatt unserer Kirche». Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sprach von einem zeitgerechteren Bild der Kirche. Wenn in den folgenden Versammlungen erst in die thematische Arbeit über die Themen Macht in der Kirche, Ämter von Frauen oder Sexualität eingestiegen werde, werde es allerdings wohl schwieriger werden, Mehrheiten zu finden.

Marx sagte, mit dem Synodalen Weg sei ein geistliches Experiment in Gang gebracht worden, mit einer sehr freimütigen und offenen Interpretation der kirchlichen Ordnung und Gesprächen auf Augenhöhe zwischen Bischöfen und Laien. Er will in der kommenden Woche Papst Franziskus über den bisherigen Verlauf informieren.

Diese positive Einschätzung wurde allerdings nicht von den konservativen Vertretern unter den Bischöfen geteilt. Alle seine Befürchtungen seien eingetreten, sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dem Domradio - etwa dass gewissermassen ein protestantisches Kirchenparlament geschaffen werde. «Protestantisch» sei kein Schimpfwort, sagte Marx zu dieser Äusserung, und Sternberg wandte sich gegen «Hierarchievorstellungen aus dem 19. Jahrhundert». Er nehme aus den bisherigen Abstimmungen den Eindruck mit: «Es gibt eine überwältigende Mehrheit, die wirklich Veränderungen will.»

Zuvor hatten durchaus kontroverse Diskussionen den letzten Tag der Synodalversammlung geprägt. Die 230 Teilnehmer des Reformprozesses Synodaler Weg sprachen in Frankfurt über Sexualität, Zölibat und die Position von Frauen in der Kirche. Dabei gab es auch bei Vertretern der Bischöfe unterschiedliche Positionen.

Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sprach sich unterdessen erneut für eine Aufhebung des Zölibats aus. «Ich wünsche mir viel mehr Frauen in der Kirche und als ersten Schritt die Zulassung von Frauen als Diakonin», sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ein Ende des Zölibats könnte die katholische Kirche attraktiver machen, so die CDU-Chefin.

Justizministerin Christine Lambrecht verwies mit Blick auf die Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche auf geltendes Recht. «Kirchenrecht bricht nicht unsere Strafprozessordnung und Staatsanwaltschaften können selbstverständlich auch in kirchlichen Einrichtungen durchsuchen und auch beschlagnahmen», sagte die SPD-Politikerin am Sonntag in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». «Wir kennen keine Geheimarchive und das werden wir auch genauso durchsetzen.»

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