Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat Abschiedsworte an die scheidende Bundeskanzlerin gerichtet. Er äussert Bewunderung, erzählt aber auch, was ihn ärgerte.
Jean-Claude Juncker und Angela Merkel. (Archivbild). Foto: SWR/European Union/Zucchi Enzo/SWR - Das Erste/obs
Jean-Claude Juncker und Angela Merkel. (Archivbild). Foto: SWR/European Union/Zucchi Enzo/SWR - Das Erste/obs - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wird die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel vermissen.

«Sie hat insgesamt Europa sehr, sehr gut getan», sagte der Luxemburger am Donnerstagabend in den ARD-«Tagesthemen».

«Sie wird mir fehlen. Weil sie hat diese in Europa nicht sehr verbreitete Eigenschaft, allen gleichmässig zuzuhören. Sie hat grossen und kleinen und mittleren Mitgliedsstaaten dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt», sagte Juncker. «Und das hat sie ausgezeichnet, dass sie kein Brimborium um ihre eigene Person gemacht hat, dass sie nicht gesagt hat: «Ich als Kanzlerin der Republik hätte gerne dies und das». Nein, sie hat sich in den Kreis eingereiht und denselben überragt.»

«Habe sie damals sehr bewundert»

Juncker stand von 2014 bis 2019 an der Spitze der EU-Kommission und war zuvor 18 Jahre lang Ministerpräsident von Luxemburg. «Ich schreibe ihr die Schuld nicht zu für das, was in Europa misslungen ist. Das ist nicht ihr Unvermögen gewesen, sondern das Unvermögen aller», sagte Juncker mit Blick auf aktuelle Streitpunkte in der EU. «Mich hat manchmal geärgert, dass sie so lange Zeit brauchte, um vom Ende her denkend in der Gegenwart, der sofortigen, zu landen.»

Durch genau diese Eigenschaft habe Merkel sich aber gerade in der Flüchtlingskrise 2015 als Staatsfrau gezeigt, weil sie sich intensiv mit der Frage beschäftigt habe, welche möglicherweise katastrophalen Auswirkungen eine Grenzschliessung hätte haben können. «Ich habe sie damals sehr bewundert», sagte Juncker. «Sie hat im richtigen Moment das Richtige getan, weil sie im richtigen Moment die richtige Frau auf dem richtigen Platz war.»

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