Eine Depression ist nicht nur für Erkrankte, sondern auch für Angehörige eine grosse Belastung. Dies berichtet eine heute Dienstag veröffentlichte Umfrage.
Depression
periphere Blutzellen verformbarer bei Menschen mit Depressionen - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder vierte Deutsche hat im Umfeld eine Person, die an Depressionen erkrankt ist.
  • Eine Studie befragte rund 5000 Deutsche über das Thema Depression.

Jeder vierte Deutsche ist mit einer Depression in der Familie oder im Freundeskreis konfrontiert. Die Erkrankung ist für Angehörige oft eine grosse Belastung und führt in vielen Fällen zur Trennung von Partnerschaften, wie aus einer heute Dienstag in Berlin veröffentlichten Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe hervorgeht. Drei Viertel der Angehörigen haben demnach Schuldgefühle und ein Drittel beklagt zu wenig Information.

Solche Wissenslücken im sozialen Umfeld sorgen oft für Unverständnis gegenüber Betroffenen. «Wer nicht weiss, was eine Depression ist, wird den Rückzug und die fehlende Zuwendung des erkrankten Partners falsch einordnen», erklärte Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. «Es ist keine Lieblosigkeit oder gar böser Wille, sondern Zeichen der Erkrankung.»

Befragung von 5000 Menschen

Für das zweite «Deutschland-Barometer Depression», das in Zusammenarbeit mit der Deutsche Bahn Stiftung entstand, wurden rund 5000 Bürger zwischen 18 und 69 Jahren befragt, darunter auch Betroffene.

Danach haben sich 84 Prozent der Menschen mit der Diagnose Depression während ihrer Erkrankung aus sozialen Beziehungen zurückgezogen. Knapp drei Viertel (72 Prozent) geben an, keine Verbundenheit zu Menschen mehr zu empfinden. Dies hat weitreichende Folgen: Die Hälfte der Betroffenen berichtet von Auswirkungen auf die Partnerschaft - bei 45 Prozent davon kam es zur Trennung.

«Die hohe Zahl der Trennungen zeigt, was für eine tiefgreifende Erkrankung die Depression ist», erklärte Hegerl. An Depression erkrankte Menschen verlören den Antrieb, ihr Interesse und fühlten sich innerlich abgestorben, ohne Verbundenheit mit anderen Menschen oder ihrer Umwelt. «Sie ziehen sich zurück und sehen den gesamten Alltag wie durch eine schwarze Brille.» Depression sei deshalb oft die Ursache und nicht die Folge von Partnerschaftskonflikten.

Umgang mit Erkrankung schwierig

Betroffene berichten rückblickend aber auch von positiven Erfahrungen. So geben 36 Prozent an, dass die Depression die Beziehung zum Partner sogar vertieft und gefestigt hat.

Für viele Angehörige ist der Umgang mit der Erkrankung sehr schwierig. 73 Prozent entwickeln Schuldgefühle gegenüber ihrem Partner und fühlen sich für dessen Erkrankung und Genesung verantwortlich. Fast jeder dritte Angehörige (30 Prozent) gibt an, sich schlecht über die Depression informiert zu fühlen. Die Experten sehen daher noch grossen Aufklärungsbedarf.

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