Vor einem Jahr löste eine tödliche Messerattacke in Chemnitz eine Welle des Ärgers und der Empörung auf. So wurde zum Jahrestag auch gleich wieder demonstriert.
Das Urteil für den Angeklagten von Chemnitz wurde gesprochen. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem Jahr kam es zur Schock-Tag in Chemnitz.
  • Ein 35-jähriger Deutscher wurde nieder gestochen.
  • Seither gibt es regelmässig Demonstrationen, so auch am Sonntagabend.

Kaum ein Verbrechen hatte derart Folgen, wie die tödliche Messerattacke im deutschen Chemnitz. Heute Montag jährt sich der Fall zum ersten Mal. Zwar wurde gerade vergangene Woche einer der beiden Täter zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Demo mit Hitlergruss

Doch der Fall lässt noch heute Emotionen hoch kochen. So kam es am Sonntagabend zu einer Demonstration des rechtsextremen Bündnisses Pro Chemnitz. Gleichzeitig fand auch eine Gegendemo statt.

Überraschend war jedoch die geringe Anzahl Teilnehmer. Statt der erwarteten 1000 Teilnehmer erschienen zur Demo von Pro Chemnitz laut Angaben der Polizei nur rund 450.

Wie die Polizeidirektion Chemnitz in einer Mitteilung schreibt, hat sie drei Strafanzeigen im Zusammenhang mit den Demos aufgenommen. Ein 19-Jähriger wurde verhaftet, da er den Hitlergruss zeigte. Zudem ermittelt die Polizei gegen zwei Männer, die sich offenbar gegenseitig beleidigten.

Chemnitz
Nach der Messerattacke vor einem Jahr: Demonstration von AfD und Pegida, der sich auch die Teilnehmer der Kundgebung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz anschlossen. Foto: Ralf Hirschberger/Archiv - dpa-infocom GmbH

Viel mehr Zulauf als Pro Chemnitz hatten am Wochenende offenbar andere Veranstaltungen in der Stadt. Zu einem dreitägigen Bürgerfest kamen nach Angaben der Organisatoren 67'000 Besucher.

Politischer Wirbelsturm

Die Tat brachte Hunderte wütende Menschen auf die Strasse. Sie schrien lauthals gegen Zuwanderer und Asylbewerber. Auf einem Video ist zu sehen, wie zwei Männer vom Gehweg auf die Straße gejagt werden. Danach war von «Hetzjagden» die Rede, welche politisch für mächtigen Wirbel sorgten.

Angela Merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach in Chemnitz. - dpa

Kanzlerin Angela Merkel sprach selber von «Hetzjagd», wofür ihr viel Gegenwind um die Ohren blies. Vor allem aus ihrer eigenen Partei, der CDU. So auch von Hans-Georg Maaßen, der danach ins Zentrum der politischen Debatte rückte, welche noch heute läuft.

Der damalige Präsident des Verfassungsschutzes wurde in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Dies nachdem er von teils «linksradikalen Kräften in der SPD» gesprochen hatte. Zuvor hatte der oberste Verfassungsschützer in Frage gestellt, dass solche «Hetzjagden» überhaupt stattgefunden hätten.

Nun hat Maassen am Sonntag angekündigt, sich aus dem Landtagswahlkampf in Sachsen zurückzuziehen. Ganz zur Freude des CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer.

Chemnitz war monatelang erschüttert

Vor einem Jahr war in Chemnitz am Rande des Stadtfestes ein 35-Jähriger bei einem Streit erstochen worden. Die Gewalttat löste in Chemnitz eine Reihe ausländerfeindlicher Demonstrationen und teils gewaltsame Ausschreitungen von Rechtsextremen aus.

Chemnitz
Der Verurteilte Alaa S. zwischen einem Dolmetscher und seiner Verteidigerin Ricarda Lang. Foto: Matthias Rietschel - dpa-infocom GmbH

Am vergangenen Donnerstag wurde ein Syrer wegen der Tat zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Ein zweiter Verdächtiger ist seither auf der Flucht und international zur Fahndung ausgeschrieben.

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