Nach seiner Auslieferung an Grossbritannien ist ein mutmassliches Mitglied einer als «Beatles» bekannt gewordenen Zelle der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) wegen Terrorismusvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden.
Die getöteten Geiseln Mueller, Foley, Kassig und Sotloff
Die getöteten Geiseln Mueller, Foley, Kassig und Sotloff - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • 38-Jähriger Davis nach Ankunft in London vor Gericht erschienen.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigte den Briten Aine Leslie Davis am Donnerstag «verschiedener terroristischer Straftaten».

Nach seiner Auslieferung durch die Türkei war der 38-Jährige am Mittwochabend auf dem Londoner Flughafen Luton festgenommen worden. Gegen ihn lag ein Haftbefehl der britischen Justiz aus dem Jahr 2015 vor. Davis werden unter anderem «Finanzierung terroristischer Aktivitäten» im Jahr 2014 und Schusswaffenbesitz in den Jahren 2013 bis 2014 «für terroristische Zwecke» vorgeworfen.

Nach einer kurzen Anhörung vor dem Westminster Magistrates Court in London wurde er in Untersuchungshaft genommen. Richter Paul Goldspring sagte, eine Kaution werde abgelehnt, unter anderem wegen Davis «Neigung, mit gefälschten Dokumenten zu reisen».

Davis soll einer IS-Zelle in Syrien angehört haben, die wegen des britischen Akzents ihrer Mitglieder von ihren Geiseln den Namen «Beatles» erhielt. Die Gruppierung soll zwischen 2012 und 2015 in Syrien mindestens 27 Ausländer als Geiseln gehalten und einige von ihnen getötet haben.

Die Geiseln stammten unter anderem aus Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, Russland und den USA. Unter den Opfern waren die ermordeten US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff.

Davis meldete sich während der Anhörung nur zu Wort, um seine Identität zu bestätigen und mitzuteilen, dass er keinen festen Wohnsitz habe. Sein Anwalt erklärte, zum jetzigen Zeitpunkt werde er weder ein Geständnis ablegen noch eine Kaution beantragen. Die nächste Vorverhandlung ist für den 2. September vor dem zentralen Strafgerichtshof Old Bailey Court angesetzt. Goldspring zufolge drohen Davis im Falle einer Verurteilung «Jahre, nicht Monate» im Gefängnis.

Staatsanwalt Kaschif Malik erklärte, Davis sei zum Islam konvertiert und zwischen 2007 und 2012 mit seiner Frau Amal El-Wahabi nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist. Seine Frau wurde im Jahr 2014 wegen der «Finanzierung von IS-Dschihadisten» verurteilt, nachdem sie versucht hatte, ihm 20.000 Euro nach Syrien zu schicken. Fotos, die Davis seiner Frau schickte, zeigten deutlich, dass er sich mit «Kämpfern» in Syrien aufhielt, sagte Malik mit Verweis auf ein Bild, das Davis mit 40 bewaffneten Männern zeigt.

Bei einer Hausdurchsuchung bei dem Paar in London im Jahr 2014 seien Reden von Osama bin Laden und dem prominenten Al-Kaida-Prediger Anwar al-Aulaki gefunden worden, sagte Malik weiter.

Davis war 2015 in der Türkei wegen mutmasslicher IS-Mitgliedschaft und gefälschter Reisedokumente festgenommen und später zu einer mehr als siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Im April wurde in den USA ein Mitglied der Gruppe, der frühere britische Staatsbürger Alexanda Kotey, zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Strafmass gegen ein in den USA schuldig gesprochenes zweites Mitglied der Gruppe, El Shafee Elsheikh, soll kommende Woche verkündet werden. Das wohl bekannteste Mitglied der «Beatles» war der 2015 bei einem US-Drohnenangriff in Syrien getötete Brite Mohammed Emwazi alias «Jihadi John».

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