Ohne eine rasche Rückkehr des Irans zum Atomabkommen könnte laut den USA, Frankreich, Grossbritannien und Deutschland «eine gefährliche Eskalation» drohen.
Ebrahim Raisi
Ebrahim Raisi, Präsident des Iran. - dpa-infocom GmbH

Die Staats- und Regierungschefs der Länder drückten angesichts einer Ausweitung des iranischen Atomprogramms ihre «grosse und wachsende Besorgnis» aus, wie aus einer gemeinsamen Erklärung von US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson und der geschäftsführenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von Samstag hervorgeht. Sie hatten sich am Rande des G20-Gipfels führender Wirtschaftsmächte in Rom über die bevorstehende Wiederaufnahme der Atomgespräche mit dem Iran beraten.

Nur durch die Rückkehr zu dem internationalen Abkommen sei «eine gefährliche Eskalation zu vermeiden, die im Interesse keines Landes liegt», erklärten sie in Rom.

«Wir haben unserer Entschlossenheit Ausdruck verliehen, zu gewährleisten, dass Iran niemals Kernwaffen entwickeln oder erwerben kann», hiess es weiter. Die US-Regierung hatte vorab erklärt, es gehe bei dem Treffen darum, durch eine geschlossene Haltung Druck auf den Iran zu machen. Teheran will die zähen Atomverhandlungen in Wien im November wieder aufnehmen.

Der Iran habe sein Atomprogramm zuletzt ausgebaut, etwa durch die Produktion hochgradig angereicherten Urans, wofür es keinen «glaubwürdigen zivilen Bedarf» gebe, hiess es. Dies sei jedoch wichtig für Kernwaffenprogramme, was unterstreiche, dass Irans Atomprogramm ein Risiko für die internationale Sicherheit sei, hiess es weiter. «Diese Schritte sind umso alarmierender angesichts der Tatsache, dass Iran gleichzeitig die Zusammenarbeit und Transparenz gegenüber der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zurückgefahren hat.»

Die USA seien bereit, zu dem Abkommen zurückzukehren und es «uneingeschränkt» einzuhalten, erklärten die vier Staaten. Dies würde auch die Aufhebung der Sanktionen ermöglichen, was die schwächelnde iranische Wirtschaft ankurbeln würde, hiess es. «Das wird nur möglich, wenn Iran umsteuert.» Irans gegenwärtiger Kurs gefährde die Möglichkeit einer Rückkehr zum Atomabkommen, hiess es weiter. Ein Knackpunkt bei den Verhandlungen war zuletzt die Frage, wer sich zuerst bewegen muss: Sollen zunächst die Amerikaner ihre Sanktionen aufheben oder die Iraner die Ausweitung ihres Atomprogramms rückgängig machen? In der Frage ist noch keine Einigung in Sicht.

Die seit April laufenden Gespräche zur Wiedereinsetzung des Atomabkommens von 2015 in Wien waren nach der iranischen Präsidentenwahl im Juni und dem darauffolgenden Regierungswechsel unterbrochen worden. Hintergrund der Gespräche ist, dass sich die USA unter Ex-Präsident Donald Trump 2018 einseitig von dem Abkommen verabschiedet hatten und viele neue Sanktionen gegen den Iran beschlossen. Daraufhin begann Teheran, sein Atomprogramm wieder auszuweiten. Die verbliebenen Vertragspartner bemühen sich in den Wiener Gesprächen um eine Wiederbelebung des Paktes.

Das Abkommen sollte den Bau iranischer Atomwaffen verhindern. Im Gegenzug sollten die Sanktionen aufgehoben werden, die Irans Wirtschaft zu schaffen machen. In Wien verhandelten zuletzt die verbliebenen Vertragspartner China, Frankreich, Grossbritannien, Russland, Deutschland und die EU mit dem Iran. US-Diplomaten sind nur indirekt an den Gesprächen beteiligt. Die US-Regierung hat betont, man wolle den Verhandlungen eine Chance geben, aber die Zeit dränge.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Emmanuel MacronAngela MerkelBoris JohnsonDonald TrumpJoe BidenRegierungG20EU