Der Machtkampf im Irak tobt seit Monaten. Demonstranten stürmen nun offenbar die Hochsicherheitszone um das Parlament. Laut Berichten gibt es bereits Verletzte.
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Anhänger des schiitischen Geistlichen al-Sadr stehen im Irak vor Polizisten, die die Grüne Zone, in der das Parlament und viele Botschaften untergebracht sind, bewachen. Demonstranten in Bagdad haben zunächst die hoch gesicherte Grüne Zone gestürmt und sind dann in das Parlament eingedrungen. - Adil Al-Khazali/AP/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind Demonstranten in das Parlament eingedrungen.

Kurz zuvor hatte die Menschenmenge die hoch gesicherte Grüne Zone gestürmt, wie die staatliche irakische Nachrichtenagentur INA am Mittwoch berichtete. Sicherheitskräfte versuchten nach Angaben von Augenzeugen zunächst, die Menschenmenge auseinanderzutreiben. Es gab auch Berichte über Verletzte. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Menschen im Parlament die irakische Flagge schwenkten.

Tausende Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr hatten sich zuvor an der Hochsicherheitszone versammelt, in der das Parlament und viele Botschaften untergebracht sind. Sie demonstrierten unter anderem gegen die Nominierung des ehemaligen Ministers Mohammed Schia al-Sudani für das Amt des Premierministers. Dieser war von einer Parteiallianz vorgeschlagen worden, die mit dem Nachbarland Iran sympathisiert.

Zum Rückzug aufgerufen

Regierungschef Mustafa al-Kadhimi und der Oberbefehlshaber der Streitkräfte riefen die Demonstranten auf, sich sofort aus dem Parlament und der Grünen Zone zurückzuziehen. Auch Al-Sadr rief zum Rückzug auf. Auf Twitter schrieb er, der Protest sei ein Zeichen der Ablehnung von Unrecht und Korruption. «Ihre Botschaft ist angekommen», so der Geistliche. Augenzeugen berichteten am Abend über einen allmählichen Abzug der Menschenmenge aus der gesicherten Zone.

Im Irak tobt seit der Parlamentswahl im vergangenen Oktober ein Machtkampf. Al-Sadrs Liste hatte die meisten Sitze gewonnen. Der Geistliche bemühte sich darum, eine Regierung zu bilden, zuletzt zog er sich jedoch mit Abgeordneten seiner Partei aus dem Parlament zurück. Experten zufolge liegt al-Sadrs Stärke insbesondere darin, Menschenmassen mobilisieren zu können. Seinen Rückzug aus der Politik deuteten daher einige Beobachter als Schachzug, um Parteien und Poltiker unter Druck zu setzen. Viele Iraker haben inzwischen nur noch wenig Vertrauen in die Politik, nachdem das ölreiche Land seit Jahren mit wirtschaftlichen und politischen Krisen zu kämpfen hat.

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