In Vatikanstadt startet Krisentreffen gegen Kindesmissbrach
144 Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenzen reisen nach Vatikanstadt, um sich bei einer Konferenz zum Kindesmissbrauch auszusprechen.

Das Wichtigste in Kürze
- Über drei Tage findet ein Krisentreffen in Vatikanstadt zu Kindesmissbrauch statt.
- Zum Auftakt fordert der Papst konkrete Massnahmen zur Bekämpfung des Problems.
Zum Auftakt eines Krisentreffens in Vatikanstadt hat Papst Franziskus «konkrete und wirksame Massnahmen» der Kirche gegen sexuellen Kindesmissbrauch gefordert. Die Konferenz dürfe sich nicht mit «schlichten und offensichtlichen Verurteilungen» der Taten begnügen.
Die Spitzen der katholischen Kirche müssten «den Schrei der kleinen» Opfer hören, «die Gerechtigkeit fordern», sagte Franziskus am Donnerstag im Vatikan.
Treffen in Vatikanstadt
Auf Einladung des Papstes waren die 114 Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen weltweit nach Rom gereist. Sie sollen über Konsequenzen aus den Missbrauchsskandalen in vielen Ländern beraten, die die Kirche in den vergangenen Jahren zutiefst erschüttert haben. Kindesmissbrauch sei ein «Übel», dem sich die katholische Kirche offen stellen müsse, sagte Franziskus.
Mehrere Missbrauchsopfer berichteten vor den Konferenzteilnehmern über ihre Erfahrungen. Ein Opfer wandte sich anklagend an die Bischöfe: «Ihr seid doch eigentlich die Pfleger der Seele - und dennoch seid Ihr in einigen Fällen zu den Mördern der Seele, den Mördern des Glaubens geworden.» Eine Frau berichtete, dass sie drei Abtreibungen hinter sich habe, nachdem sie von einem Priester geschwängert worden sei. Die Opfer traten anonym auf der Konferenz auf.
Bewusstsein schärfen
Mit dem Treffen will der Papst das Bewusstsein der Bischöfe für das Problem des sexuellen Missbrauchs schärfen und die vielfach beklagte Kultur des Schweigens innerhalb der Kirche brechen. Dem Schweigekodex will der Papst die Prinzipien von Verantwortung, Haftung und Transparenz entgegensetzen. Sein Ziel ist es, die Bischöfe mit klaren Handlungsanleitungen in ihre Heimatländer zurückkehren zu lassen.
«Wir müssen konkret werden», sagte Franziskus zum Auftakt in Vatikanstadt. «Ich bitte den Heiligen Geist, uns beizustehen, um aus diesem Übel eine Chance auf Bewusstwerdung und Reinigung erwachsen zu lassen», fuhr Franziskus fort. «Die Jungfrau Maria möge uns unterstützen beim Versuch, die ernsthaften Wunden zu heilen, die durch diesen Skandal bei Kindern und bei Gläubigen aufgerissen wurden.»
Fehler eingesehen
Kardinal Luis Antonio Tagle leistete vor der Konferenz Abbitte für die Versäumnisse der Kirche. «Demütig und betrübt gestehen wir ein, dass den Opfern – und dem gesamten Leib Christi – von uns Bischöfen Wunden zugefügt wurden», sagte Tagle.
«Wir haben Menschen verletzt, indem wir nicht auf das Leid der Opfer reagiert haben, indem wir sie sogar zurückgewiesen haben und die Skandale vertuscht haben, um die Täter und die Institution zu schützen.»