Immer mehr Menschen fliehen aus der Ukraine. Israel will mehr als hundert jüdische Waisenkinder aufnehmen. Unterdessen wollen mehr als 1000 Ausländer für die Ukraine kämpfen.
Eine Familie passiert die ukrainisch-polnische Grenze in Medyka. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Eine Familie passiert die ukrainisch-polnische Grenze in Medyka. Foto: Kay Nietfeld/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Polen sind nach Regierungsangaben seit Beginn des Ukraine-Kriegs rund 500.000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland angekommen.

«Wir sind verpflichtet, unseren Nachbarn zu helfen, und wir tun es auch. Wir haben einen humanitären Korridor eingerichtet, wir haben alle Verfahren beschleunigt, die wir von unserer Seite aus beschleunigen konnten», sagte Morawiecki vor einem gemeinsamen Besuch mit EU-Ratspräsident Charles Michel am Grenzübergang Korczowa. Michel sagte, die EU-Mitgliedsländer müssten solidarisch zusammenstehen, die Ukrainer aufnehmen und humanitäre Unterstützung leisten.

«Polen hilft allen Menschen, die vor dem Krieg fliehen, allen Kriegsflüchtlingen, egal, aus welchem Herkunftsland sie kommen», sagte Morawiecki. Alle würden gleich behandelt. Er warnte, man solle russischen Propagandakampagnen über das Vorgehen an der Grenze keinen Glauben schenken. «Wir haben Tausende von Beweisen und Zeugnissen für alle diese Situationen.»

7000 Krankenhausbetten für verwundete Ukrainer

Polen hält für die Aufnahme von Ukrainern 7000 Krankenhausbetten bereit. Diese ständen sowohl für kranke Flüchtlinge als auch für diejenigen bereit, die bei Kampfhandlungen in dem Nachbarland verwundet würden, sagte Gesundheitsminister Adam Niedzielski am Mittwoch in Warschau. Die Regierung bereite ausserdem einen Gesetzentwurf vor, der die medizinische Versorgung der Flüchtlinge im Rahmen des staatlichen Gesundheitssystems NFZ regeln solle.

Papst Franziskus dankte Polen für ihr grosses Engagement für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. «Ihr habt als erste die Ukraine unterstützt, indem ihr eure Grenzen, eure Herzen und die Türen eurer Häuser geöffnet habt für die Ukrainer, die vor dem Krieg fliehen», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. «Ihr gebt jenen all das Nötigste, damit sie in Würde leben können in diesem dramatischen Moment. Ich bin euch dafür zutiefst dankbar», sagte der Pontifex.

In sozialen Medien hatten kürzlich Videos mit Szenen an der polnisch-ukrainischen Grenze die Runde gemacht, die nicht nur in Afrika für Empörung sorgten. Einige afrikanische Flüchtlinge hatten den Vorwurf erhoben, auf ukrainischer Seite tagelang in bitterer Kälte und ohne Versorgung von Grenzbeamten rüde am Passieren der Grenze gehindert worden zu sein, während weisse Flüchtlinge sie passieren konnten. Die Vorwürfe bezogen sich zum Teil auch auf die Abfertigung durch den polnischen Grenzschutz.

Seit dem Beginn der russischen Invasion sind bereits rund 20.000 Menschen aus der Ukraine nach Tschechien geflohen. Das sagte der liberalkonservative Ministerpräsident Petr Fiala vor dem Parlament in Prag. «Die Flüchtlingswelle wächst an», so der 57-Jährige. «Wir sind ein Zielland.» Für Ukrainer sei eine rund um die Uhr besetzte Telefonhotline eingerichtet worden. In allen Verwaltungsregionen sollen Aufnahmezentren eingerichtet werden.

Derzeit pendeln Züge zwischen Tschechien und den Städten Lwiw (Lemberg) im Westen sowie Tschop im Südwesten der Ukraine. Sie bringen auf dem Hinweg humanitäre Hilfsgüter und nehmen auf dem Rückweg Frauen und Kinder mit.

Mehr als 125.000 in Ungarn eingetroffen

Seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind bis Mittwochmittag (12.00 Uhr MEZ) mehr als 125.000 Menschen aus dem östlichen Nachbarland in Ungarn eingetroffen. Das teilte die ungarische Polizei mit. Allein in den ersten zwölf Stunden des Tages registrierte die Behörde demnach 14.658 Grenzübertritte.

Die Grenze zwischen Ungarn und der Ukraine ist rund 140 Kilometer lang. Die Kriegsflüchtlinge kommen über fünf Grenzübergänge für den Strassenverkehr sowie mit Zügen, die am internationalen Bahnübergang Zahony ankommen.

Hundert jüdische Waisenkinder gerettet

Mehr als hundert jüdische Waisenkinder aus der Ukraine sind nach israelischen Angaben über die Grenze nach Rumänien in Sicherheit gebracht worden. Sie seien dort von israelischen Diplomaten in Empfang genommen und mit Decken, warmen Socken, Handwärmern sowie weiterer Ausrüstung ausgestattet worden, teilte der israelische Aussenminister Jair Lapid am Dienstagabend bei Twitter mit.

Ziel sei es, die Kinder nach Israel zu bringen. «Ich wünsche euch ein besseres Leben», sagte der israelische Konsul in Bukarest, Roni Schabtai, den Kindern bei einer kurze Ansprache im Bus.

Die israelische Nachrichtenseite ynet schrieb, das Waisenhaus liege in der ukrainischen Grossstadt Schytomyr. Bei einem Luftangriff auf die Stadt rund 140 Kilometer westlich von Kiew hatte es am Dienstag Tote gegeben.

Israel stellt sich wegen des Krieges auf eine grosse Einwanderungswelle aus der Ukraine ein. In der Ukraine lebten nach Angaben der zuständigen Jewish Agency zu Kriegsbeginn mehr als 40.000 Juden. Die Zahl derjenigen, die aufgrund jüdischer Verwandter nach Israel einwandern könnten, liegt bei rund 200.000.

China bemüht sich um Evakuierung Tausender Landsleute

Derweil bemüht sich China um die Evakuierung Tausender Landsleute aus der Ukraine. Wie ein Sprecher des Pekinger Aussenministeriums am Mittwoch sagte, seien alle «verfügbaren Ressourcen mobilisiert» worden, um Landsleute in Sicherheit zu bringen. Chinas Botschaft in der Ukraine teilte mit, dass sich mehr als 6000 Chinesen im Land für eine Evakuierung registriert hätten. Wie chinesische Staatsmedien berichteten, reisten am Dienstag die ersten 400 chinesischen Studenten aus Odessa per Bus in das benachbarte Moldawien aus. Weitere 200 chinesische Studenten seien aus der Hauptstadt Kiew auf dem Weg, das Land zu verlassen.

Mehr als 1000 Ausländer wollen für Ukraine kämpfen

Mehr als 1000 Ausländer haben sich bisher nach ukrainischen Angaben dem Kampf gegen Russland angeschlossen. «Aus 16 Ländern weltweit sind bereits Freiwillige in die Ukraine gekommen, die bereit sind, Rücken an Rücken mit dem ukrainischen Volk gegen die Aggressoren zu kämpfen», sagte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba vor Journalisten. «Ihre Zahl hat bereits mehr als 1000 Menschen überschritten.» Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Aus welchen Staaten die Freiwilligen kommen sollen, sagte Kuleba nicht. Er betonte, 19 Länder hätten der Ukraine bisher Waffenlieferungen zugesagt.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Dienstag per Erlass die visafreie Einreise von Ausländern ermöglicht, die in einer internationalen Legion die Ukraine verteidigen sollen. Russische Staatsbürger sind davon jedoch ausgeschlossen.

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