Die Mehrheit der Deutschen findet das Krisenmanagement von Bund und Ländern nicht schlecht. Der Rest zieht immer häufiger in Protesten durch die Strassen.
Deutschland Wutbürger
In Deutschland ziehen immer mehr Menschen durch die Strassen, welche mit dem Krisenmanagement der Regierung unzufrieden sind. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Mehrheit der Deutschen findet das Krisenmanagement der Regierung in Ordnung.
  • Die restlichen Menschen ziehen immer öfter durch die Strassen und protestieren.
  • Insbesondere die Kontaktbeschränkung ist den Demonstrierenden ein Dorn im Auge.

Die Polizisten tragen Atemschutzmasken, sie führen und ziehen protestierende Menschen von der Strasse. Einige Demonstranten wehren sich und werden fortgetragen. Die Menschen skandieren: «Wir sind das Volk» und «Grundgesetz».

Die Menschen, die bei teils spontanen, teils angemeldeten Kundgebungen in verschiedenen Städten gegen die Corona-Kontaktbeschränkungen protestieren, sind eine bunte Truppe: links-alternativ geprägte Impfgegner, Esoteriker, Rechtsextremisten, durch Fake-News angestachelte Verschwörungstheoretiker, biedere ältere Wutbürger und freiheitlich gesinnte Menschen ohne politischen Hintergrund.

Bewegungen aus allen politischen Lagern protestieren

In Berlin dabei ist auch die Gruppe «Rote Fahne», die auf den kommunistischen Widerstandskämpfer Ernst Thälmann verweist. Ihr Merkmal ist das Tragen von Atemschutzmasken mit Hakenkreuz. Wegen eines «völlig irrsinnigen Coronavirus» sei die Verfassung ausser Kraft gesetzt, sagt ein Mann. Umgeben war er am vergangenen Samstag von einigen Hundert Demonstranten auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte.

Deutschland Proteste
Mit einem Mundschutz demonstriert diese Deutsche in Giessen (D) für den Schutz der Rechte. - Keystone

Die Corona-Abstandsregeln spielten dabei kaum eine Rolle, recht dicht standen die Menschen. Die Polizistin griffen immer wieder zum Lautsprecher: «Zum Schutz Ihrer Gesundheit und Ihrer Mitmenschen fordert Sie die Polizei dazu auf, sich nach Hause zu begeben.»

Die Proteste der Gegner der Schutzmassnahmen speisten sich aus sehr unterschiedlichen ideologischen Quellen, heisst es aus den Sicherheitsbehörden. Einige Veranstalter sprechen selbst von einer «Querfront».

Das Berliner Bündnis gegen Rechts warnt mit Blick auf «Akteure der Neuen Rechten» und «verurteilte Holocaustleugner» unter den Demonstranten: «Wer mit diesen Menschen demonstriert, macht ihre Inhalte nicht nur salonfähig, sondern trägt sie mit.» Die Organisatoren würden auf diese Weise beim «Spiel der Rechten» mitmachen.

«Bedrohung durch die Pandemie nicht richtig verstanden»

Eine bundesweite Koordinierung der Proteste gibt es - bisher - nicht. Die Kundgebung in Berlin-Mitte am vergangenen Wochenende war die bislang grösste Veranstaltung. Unter den Teilnehmern waren nach Erkenntnissen der Behörden auch einzelne Menschen, die dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden.

Berlin Proteste
Auch in Berlin versammelten sich zahlreiche Menschen auf der Strasse. - Keystone

Weitere regionale Schwerpunkte der noch kleinen, aber wachsenden Proteste gegen die Anti-Corona-Regeln sind Baden-Württemberg und Hessen. So protestierten einmal etwa 150 Menschen in Stuttgart. In Darmstadt versammelten sich rund 40 Demonstranten.

Der baden-württembergische Bundestagsabgeordnete, Armin Schuster (CDU), kann Bürger, die jetzt befürchten, «der Staat würde hier übergriffig», nicht verstehen. Diese hätten wohl die Bedrohung durch die Pandemie nicht richtig verstanden, sagt er.

Bundesregierung denkt über einheitliche Regelung nach

Wo Kontaktbeschränkungen gelten, seien Demonstrationen prinzipiell nicht erlaubt, dachten sich einige Kommunen in den ersten Wochen der Corona-Krise. Doch so einfach ist es nicht, wie jetzt mehrere Gerichtsurteile zu Versammlungsverboten zeigen. Wohl auch deshalb denkt man in der Bundesregierung darüber nach, kleine Kundgebungen mit Auflagen zu Hygiene und Abstand zu erlauben.

Deutschland Proteste
Auch in der nächsten Woche sollen Kundgebungen stattfinden. - Keystone

In Berlin sind Demonstrationen an einem festen Ort mit höchstens 50 Teilnehmern künftig grundsätzlich erlaubt. Allerdings nur, wenn der Mindestabstand und die Hygieneregeln eingehalten werden.

Das gilt allerdings erst ab dem 4. Mai. Trotzdem wollen auch an diesem Samstag und am 1. Mai zahlreiche Menschen gegen die Kontaktbeschränkungen protestieren.

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