Immer mehr britische Rentner klauen in Supermärkten
Die Diebstähle im Vereinigten Königreich steigen auf Rekordniveau – auch durch Senioren. Experten sehen die steigenden Lebenshaltungskosten als Hauptursache.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr britische Rentner stehlen aus Not Lebensmittel in Supermärkten.
- Grund sind laut Experten hohe Lebenshaltungskosten und Altersarmut.
- Supermärkte verzichten oft auf Anzeigen – aus Rücksicht auf das Image.
Britische Sicherheitsfirmen berichten von einem «massiven» Anstieg an Ladendiebstählen durch Rentner. Ein Trend, der laut Experten auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten zurückzuführen ist.
John Nussbaum, Leiter der Einzelhandelssparte bei der Kingdom Services Group, erklärt beim «Guardian»: Man habe es immer häufiger mit «einer ganz anderen Art von Ladendieb» zu tun. Menschen nämlich, «die sich einfach keine Lebensmittel leisten können».
Kingdom betreut Hunderte Geschäfte im ganzen Land. Wöchentlich erhält das Unternehmen 20 bis 30 Meldungen über Diebstähle durch Bedürftige, oft ältere Menschen. Nussbaum schätzt, dass rund fünf Prozent aller ertappten Diebe über 50 Jahre alt sind.
Die Polizei verständigt man lieber nicht
Früher sei man vor allem auf organisierte Banden eingestellt gewesen. Jetzt aber tauchten immer öfter unauffällige Menschen auf, die aus Not handeln.
Die Polizei werde bei älteren Tätern selten eingeschaltet – das sei «keine gute Werbung» für einen Supermarkt, sagt Nussbaum.
Laut neuen Statistiken wurden 2024 in England und Wales über 516'000 Ladendiebstähle registriert. Ein Rekordwert und 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Handelsverband BRC glaubt allerdings, dass die tatsächlichen Zahlen viel höher liegen. Viele Vorfälle würden gar nicht gemeldet.
Die Schäden für den Handel sind enorm – über 2,2 Milliarden Pfund jährlich. Gleichzeitig nimmt die Gewalt gegen das Verkaufspersonal zu.
Organisierte Gruppen schlagen oft gezielt in mehreren Geschäften hintereinander zu. Das Gesetz von 2014, das Diebstähle unter 200 Pfund in der Regel nicht mit Gefängnis bestraft, gilt als problematisch.
Händler behelfen sich mit mehr Überwachung
Auch der zunehmende Einsatz von Selbstbedienungskassen und weniger Personal machen Läden zur leichten Beute.
Um gegenzusteuern, investieren viele Händler in neue Sicherheitstechnologien wie Gesichtserkennung und Kameras mit künstlicher Intelligenz.
Die Regierung plant zudem ein Gesetzespaket mit härteren Strafen und besserem Schutz für Verkaufspersonal.
Doch die Gewalt nimmt weiter zu: Mitarbeiter werden angegriffen, tragen teils Stichschutzwesten.
Waffenfunde in Geschäften seien keine Seltenheit mehr, so Nussbaum. Er befürwortet daher den Test von Gesichtserkennung in mehreren Filialen der Supermarktkette Asda, um bekannte Täter schneller zu identifizieren.