In Oberbayern wollten Eltern ihre Kinder nicht mehr in staatliche Schulen schicken. Lieber gaben sie die 50 Schüler in eine fragwürdige private Einrichtung.
Im oberbayerischen Landkreis Rosenheim wollten Eltern ihre Kinder nicht mehr in staatliche Schulen schicken. Foto: Annette Riedl/dpa/Symbolbild
Im oberbayerischen Landkreis Rosenheim wollten Eltern ihre Kinder nicht mehr in staatliche Schulen schicken. Foto: Annette Riedl/dpa/Symbolbild - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland haben Eltern ihre Kinder in einer selbst betriebenen Schule unterrichtet.
  • Die Gruppe soll aus Mitgliedern der Querdenker- und Reichsbürger-Szene bestehen.
  • Ihnen missfallen verpflichtenden Coronatests und Maskenpflicht an den Schulen.
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Im oberbayerischen Landkreis Rosenheim haben möglicherweise Vertreter aus der sogenannten Querdenker- und Reichsbürger-Szene versucht, eine eigene Schule aufzubauen.

Die Bildungseinrichtung auf einem Bauernhof in Schechen wurde nach Hinweisen aus der Bevölkerung von den Behörden geschlossen. Die Betreiberin der illegalen Schule könne in die Querdenker- und Reichsbürger-Richtung eingeordnet werden, sagte der Sprecher der Regierung von Oberbayern.

Dies gehe aus den Unterlagen der Einrichtung hervor. «Es gibt einige eindeutige Hinweise auf den querdenker- und reichsbürger-typischen Sprachgebrauch», erläuterte er. Ob die Eltern der Schule unterrichteten Kinder auch diesen Szenen zuzuordnen seien, könne aber noch nicht gesagt werden.

Gründerin weist Vorwurf zurück

Laut dem Bayerischen Rundfunk wies die Gründerin der nicht zugelassenen Bildungseinrichtung die Vorwürfe zurück. Die Frau habe erklärt, es handele sich um eine russische Stiftungsschule. Unter den Eltern der Kinder seien «unter anderem Kräuter- und Musik-Pädagogen, aber auch Schamanen», berichtete der BR. Sie wolle nicht, dass ihr Name in der Berichterstattung genannt werde.

Corona Schule
Schüler tragen Masken während des Unterrichts. (Symbolbild) - Keystone

Nach Angaben des Sprechers der Regierung von Oberbayern handelt es sich um eine «selbst ernannte Stiftung». Diese habe auch Schulverträge mit den Eltern abschliessen wollen, es habe zudem Infoflyer für die Einrichtung gegeben. Demnach wollten die Betreiber die Kinder gegen Bezahlung auf dem Bauernhof unterrichten. Jungen und Mädchen aus der ersten bis zur neunten Klasse seien in die Einrichtung gegangen.

Vor dem Bauernhof war ein einfaches Schild mit der Aufschrift «Stiftung Freiheit braucht Mut» angebracht. Die Bildungseinrichtung wurde darauf als «Ort der ganzheitlichen Begegnung» bezeichnet.

Illegale Schule wurde geschlossen

Die Kinder wurden wegen der verpflichtenden Coronatests und der Maskenpflicht von den Eltern vom Präsenzunterricht an verschiedenen Schulen abgemeldet. In diesen Fällen müssen Kinder in Bayern derzeit von ihrer Schule im Distanzunterricht betreut werden. «Im Fernunterricht war bislang nicht bekannt, dass die Kinder gefehlt haben», sagte Rupp.

Die Behörden hatten die nicht genehmigte Schule am Mittwoch geschlossen. Am Montag habe es erste Hinweise gegeben, dass dort eine schulische Einrichtung in einem alten Bauernhof betrieben werde. Die Einrichtung in Schechen soll Schüler aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus aufgenommen haben. Wie lange dort schon Unterricht angeboten wurde, sei unklar.

querdenker
Teilnehmer einer Demonstration gegen die Corona-Massnahmen in Erfurt auf dem Domplatz. Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Eine Nachbarin berichtete, dass der Hof bereits im Frühjahr neu bezogen worden sei. «Richtig viel los war die letzten beiden Monate», sagte Jacqueline S. Es seien bis zu 40 Autos zu dem ländlich gelegenen Anwesen gekommen. «Das kam uns etwas suspekt vor.»

Hinweis durch Elternteil

Nach ihren Angaben hätten sich Nachbarn darüber ausgetauscht, was dort los sei, zumal es sich um schulpflichtige Kinder gehandelt habe. Konkrete Hinweise auf «Reichsbürger» oder «Querdenker» habe es nicht gegeben.

Die Behörden hatten auch durch einen Elternteil selbst einen Hinweis auf die illegale Schule bekommen. Dieser habe sein Kind offiziell von einer staatlichen Schule abgemeldet und an der nicht zugelassenen Privatschule angemeldet, sagte Rupp. «Das war strategisch etwas blöd.»

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