Hat Strom aus Solarenergie den Blackout ausgelöst?
Mehr als einen Tag fiel in Spanien und Portugal der Strom aus. Experten prüfen: War zu viel Solarstrom die Ursache für den Blackout?

Der Blackout auf der Iberischen Halbinsel erschütterte Millionen Menschen. Züge standen still, Ampeln fielen aus, auch das Mobilfunknetz war ohne Strom gestört.
Die Ursachenforschung läuft auf Hochtouren, doch eine klare Antwort gibt es noch nicht. Nun wird darüber diskutiert, ob eventuell Strom aus erneuerbaren Energien zu dem Problem geführt hat.
Wie begann der Stromausfall?
Am Montagmittag registrierte der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica Española (REE) zwei nahezu zeitgleiche Erzeugungsausfälle.

Innerhalb von eineinhalb Sekunden brachen 15 Gigawatt Leistung weg – das entsprach 60 Prozent des damaligen Stromverbrauchs.
Das System konnte sich vom ersten Zwischenfall noch erholen. Doch der zweite führte zum Zusammenbruch des Netzes, wie REE auf einer Pressekonferenz erläuterte.
Strom aus Solarenergie Schuld am Kollaps?
Nach Angaben von Eduardo Prieto, Betriebsdirektor bei REE, ereignete sich der Vorfall im Südwesten Spaniens, wie die «DW» berichtet: einer Region mit besonders hoher Photovoltaik-Leistung. Die Stromversorgung wurde in vielen Regionen erst nach Stunden wiederhergestellt, so «ingenieur.de».
Spanien ist europaweit führend beim Ausbau erneuerbarer Energien. Im Jahr 2024 machten diese rund 66 Prozent der installierten Leistung aus.
Photovoltaik erreichte dabei einen Anteil von über 32'000 Megawatt. Besonders in Extremadura, wo der Vorfall begann, ist Solarstrom stark vertreten, so «ingenieur.de».
Keine Puffer vorhanden
Experten wie Simón Martín von der Universität León weisen darauf hin: Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft bieten im Gegensatz zu thermischen Kraftwerken keinen Puffer.
Doch der ist wichtig, wenn es zu Schwankungen im Netz kommt.
Eine gleichzeitige Entkopplung von Solar- und Windkraftanlagen könnte den Zusammenbruch begünstigt haben, so «scinexx.de».
Netzstruktur und erneuerbare Energien
Das Stromnetz Spaniens ist laut Experten nicht darauf ausgelegt, dass so viel Erzeugungsleistung auf einmal ausfällt. Schutzmechanismen greifen normalerweise bei maximal drei Gigawatt, nicht bei fünfmal so viel.
Der plötzliche Ausfall von 15 Gigawatt überforderte die automatischen Abschaltvorrichtungen, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet. Die Internationale Energieagentur (IEA) warnt seit Jahren, dass Strom aus erneuerbaren Quellen schwer zu steuern ist und direkte Leitungsverbindungen benötigt.

Das Netz auf der Iberischen Halbinsel gilt als weniger robust. Es ist nur begrenzt mit dem restlichen Europa verbunden, so «ingenieur.de».
Weitere Theorien und offene Fragen
Neben Solarstrom werden auch andere Ursachen diskutiert. Portugals Netzbetreiber REN führte den Blackout zunächst auf ein seltenes atmosphärisches Phänomen zurück.
Extreme Temperaturschwankungen hätten zu anomalen Schwingungen in den Hochspannungsleitungen geführt. Die spanische Wetterbehörde und Red Eléctrica wiesen diese Theorie jedoch zurück, wie die «Tagesschau» berichtet.
Ein Cyberangriff wurde von den Netzbetreibern und den Behörden ausgeschlossen, ebenso wie Sabotage. Die Ermittlungen konzentrieren sich nun weiter auf technische Ursachen und die Netzstruktur.