Appelle und Kritik haben am Montag den Auftakt der WHO-Tagung zur Corona-Pandemie geprägt.
Antonio Guterres
UN-Generalsekretär António Guterres. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Merkel ruft bei WHO-Tagung zu gemeinsamem Kampf gegen Pandemie auf.

UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte die uneinheitliche Reaktion der Weltgemeinschaft und beklagte, viele Länder hätten «die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ignoriert». Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief die internationale Gemeinschaft zum gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie auf. China kündigte an, einen möglichen Corona-Impfstoff weltweit zur Verfügung zu stellen.

«Verschiedene Länder haben verschiedene und manchmal widersprüchliche Strategien befolgt, und wir zahlen alle einen hohen Preis dafür», sagte Guterres zum Auftakt der Jahrestagung der Weltgesundheitsversammlung (WHA) in Genf. Die Pandemie müsse ein «Weckruf» für die Welt sein. Die Krise müsse genutzt werden, um gerechtere und nachhaltigere Wirtschaftssysteme aufzubauen, sagte der UN-Generalsekretär.

Die WHA ist eines der Hauptorgane der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Konferenz findet wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr erstmals virtuell statt und wurde ausserdem auf zwei Tage verkürzt. Zur Abstimmung steht eine von der EU eingebrachte Resolution, die zum gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie aufruft.

Merkel rief die WHO-Mitgliedstaaten auf, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. «Wir erleben eine globale Krise», sagte die Kanzlerin in ihrer Videobotschaft mit Blick auf die mehr als 310.000 Corona-Toten weltweit. Kein Land könne diese Krise alleine bewältigen. «Ich bin überzeugt, dass wir die Coronavirus-Pandemie überwinden werden», betonte Merkel. «Je mehr wir global gemeinsam daran arbeiten, umso schneller und besser wird das gelingen.»

Überschattet werden die Beratungen von den zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China über die Herkunft des Virus und die Rolle der WHO. «Die Weltgesundheitsorganisation ist die legitimierte globale Institution, bei der die Fäden zusammenlaufen», betonte Merkel in ihrer Videobotschaft. «Weil das so ist, müssen wir immer wieder prüfen, wie wir die Abläufe in der WHO weiter verbessern können. Dazu gehört auch, für ein nachhaltiges Finanzierungssystem zu sorgen.»

US-Präsident Donald Trump hatte der WHO Einseitigkeit zugunsten Chinas vorgeworfen und die Zahlungen seines Landes an die Organisation eingestellt. Das neuartige Virus war im Dezember erstmals in der chinesischen Stadt Wuhan bei Menschen festgestellt worden. Vor allem die US-Regierung macht China schwere Vorwürfe. Nach Darstellung Washingtons hätten weltweit viele Tote vermieden werden können, wenn die Führung in Peking transparenter mit dem Ausbruch der Krankheit umgegangen wäre.

Chinas Präsident Xi Jinping versicherte am Montag hingegen, sein Land sei «immer offen, transparent und verantwortungsvoll» im Umgang mit dem Virus gewesen und habe seine Erkenntnisse zügig mit der internationalen Gemeinschaft geteilt.

Peking unterstütze Bestrebungen, die weltweite Reaktion auf die Pandemie «umfangreich zu bewerten», nachdem diese unter Kontrolle gebracht sei, sagte Xi in seiner Videobotschaft zum Auftakt der WHO-Tagung.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus versprach eine unabhängige Untersuchung zum «frühesten geeigneten Zeitpunkt». Kritik am Umgang der WHO mit dem neuartigen Coronavirus wies er zurück. Die WHO habe nach dem Auftreten des Virus «früh Alarm geschlagen», sagte Tedros.

Chinas Präsident Xi kündigte am Montag ausserdem an, im Kampf gegen die Corona-Pandemie zwei Milliarden Dollar bereitzustellen. Sollte sein Land einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus entwickeln, werde Peking das Mittel weltweit zur Verfügung stellen, fügte Xi hinzu. China würde einen Impfstoff zu einem «weltweiten Gut der Allgemeinheit» machen. Damit solle der Impfstoff auch für Entwicklungsländer verfügbar und bezahlbar gemacht werden.

Deutschland und Frankreich schlossen sich der Forderung an. Ein Corona-Impfstoff müsse «natürlich für alle zugänglich und bezahlbar sein», sagte Merkel. Der französische Staatschef Emmanuel Macron betonte ebenfalls, dass ein Impfstoff als öffentliches Gut für alle verfügbar sein müsse.

In China laufen derzeit klinische Tests mit fünf möglichen Corona-Impfstoffen. Auch in zahlreichen anderen Ländern wird an der Entwicklung eines Impfstoffs gearbeitet. Experten gehen davon aus, dass es mindestens zwölf bis 18 Monate dauern wird, bis ein wirksames Mittel zur Verfügung steht.

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