Englands Pubs dürfen wieder öffnen
Britische Abgeordnete haben mit Jubel auf die Ankündigung von Premierminister Boris Johnson reagiert, nach monatelangem Corona-Lockdown die Öffnung von Pubs in England wieder zu erlauben.

Das Wichtigste in Kürze
- Johnson verkündet umfassende Corona-Lockerungen.
Der «nationale Winterschlaf» gehe zu Ende, ab dem 4. Juli dürften Pubs, Restaurants und Hotels wieder öffnen, sagte Johnson am Dienstag im Parlament in London. Der britische Bier- und Pub-Verband begrüsste die Lockerungen als «ersten Schritt auf einem langen Weg zur Erholung» von der Wirtschaftskrise.
Der Kontakt zwischen Gästen und Mitarbeitern in Pubs müsse nach der Wiederöffnung auf ein «Minimum» begrenzt sein, betonte Johnson. Stammgäste müssten überdies ihre Kontaktdaten hinterlassen. Zudem dürfe nur noch am Tisch bestellt werden und nicht, wie in England üblich, an der Bar.
«Ich kann es nicht erwarten, wieder in den Pub zu gehen», schrieb Finanzminister Rishi Sunak im Kurzbotschaftendienst Twitter. «Und ich trinke nicht einmal Alkohol», fügte er hinzu. Die von der Regierung verkündeten Lockerungen seien «eine gute Botschaft für die Wirtschaft».
Die strengen Corona-Massnahmen in Grossbritannien haben zu einem massiven Schrumpfen der Wirtschaft im Königreich geführt und die Regierung von Premierminister Johnson zunehmend unter Druck gebracht. Der britische Bier- und Pub-Verband sprach von einem Rekordeinbruch beim Bierkonsum im ersten Quartal des Jahres und warnte, die Branche stehe «am Klippenrand».
Johnson räumte ein, dass die Ende März verhängten Einschränkungen seiner Regierung «aussergewöhnlich» seien. Es sei das «unveräusserliche Recht» der Briten, in Pubs zu gehen.
Der Premierminister kündigte auch die Reduzierung des Abstandsgebots von zwei Metern auf einen Meter an. Pub- und Restaurant-Betreiber hatten sich zuvor beschwert, dass die Abstandsregel den Betrieb unmöglich mache. Dennoch appellierte der Regierungschef: «Wo es möglich ist, zwei Meter Abstand zu halten, sollten die Menschen das tun.»
Mit den Lockerungen am 4. Juli dürfen auch Museen, Kinos, Gotteshäuser sowie Friseure wieder öffnen. Auch die Auflagen für private Treffen werden gelockert. Hochzeiten mit bis zu 30 Gästen dürfen ebenfalls wieder stattfinden.
Johnson warnte allerdings vor neuen Restriktionen, sollte sich die Zahl der Neuinfektionen wieder erhöhen. Die Menschen sollten ihre «zu Recht wiedergewonnene Freiheit» nutzen, aber Verantwortung und Gemeinschaftsgefühl zeigen. Die Regierung setze nun nicht mehr auf Verbote, sondern darauf, dass die Bevölkerung die Richtlinien für den Sozialkontakt beherzige, sagte Johnson.
Grossbritannien ist das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land Europas. Landesweit wurden fast 43.000 Todesfälle verzeichnet. Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus und warnen vor verfrühten Lockerungen.
Auch Johnson selbst hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Er musste zeitweise auf der Intensivstation behandelt werden.