Gleisattacken-Prozess: Psychiatrie-Unterbringung gefordert

DPA
DPA

Deutschland,

Das Gerichtsverfahren um die tödliche Gleisattacke in Frankfurt steht kurz vor dem Ende. Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung fordern eine dauerhafte Unterbringung des Beschuldigten in einer psychiatrischen Klinik. Auch dessen Frau meldet sich zu Wort.

Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung fordern im Gleisattacken-Prozess die Unterbringung des Täters in einer Psychiatrie. Foto: Arne Dedert/dpa
Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung fordern im Gleisattacken-Prozess die Unterbringung des Täters in einer Psychiatrie. Foto: Arne Dedert/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Prozess um die tödliche Gleisattacke am Frankfurter Hauptbahnhof haben sich Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung in ihren Plädoyers vor dem Frankfurter Landgericht für eine dauerhafte Unterbringung des Beschuldigten in einer Psychiatrie ausgesprochen.

Zuvor war bereits aus dem Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen hervorgegangen, dass der heute 41-Jährige eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle. Es bestehe «eine hohe Wahrscheinlichkeit», dass der Mann weitere Straftaten begehe, «vom Schweregrad bis hin zu Tötungsdelikten», sagte der Experte.

Der Beschuldigte, ein heute 41-jähriger Eritreer, soll im Sommer 2019 einen Jungen und seine Mutter vor einen einfahrenden ICE gestossen haben. Der Achtjährige wurde vom Zug überrollt und starb, die Mutter konnte sich in letzter Sekunde retten. Der Tatverdächtige wurde ausserhalb des Bahnhofs festgenommen und später in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.

«Er hat völlig fremde Menschen attackiert», erklärte der Sachverständige. Somit seien auch künftige Opferkreise nicht vorherzusehen. Zum Tatzeitpunkt habe eine paranoide Schizophrenie in akuter Form vorgelegen. Er sprach auch von einer «krankhaften seelischen Störung». Dem Risiko vor weiteren Straftaten sei nur «in der geschlossenen psychiatrischen Behandlung im Hochsicherheitsbereich zu begegnen».

Der dreifache Familienvater ist laut dem Gutachten schuldunfähig. Der Eritreer hatte mehrere Jahre als anerkannter Flüchtling mit seiner Frau und drei kleinen Kindern in der Schweiz gelebt - zunächst unauffällig und unbescholten. Doch dann kam es zu psychischen Problemen. 2019 begab sich der Mann in psychiatrische Behandlung, er hörte Stimmen, fühlte sich bedroht. Mehrere Tage vor der Tat schloss er Frau und Kinder in der Wohnung ein, bedrohte die Nachbarin mit einem Messer- und fuhr wenig später mit dem Zug nach Frankfurt.

Die Familie des getöteten Jungen aus dem Hochtaunuskreis tritt als Nebenkläger auf. Ebenso wie eine heute 79-Jährige, die der Mann ebenfalls gestossen haben soll. Sie stürzte auf den Bahnsteig und wurde verletzt.

Am Donnerstag wurden im Gerichtssaal auch Aussagen der Ehefrau des Tatverdächtigen vorgelesen. Er habe vor der Tat Angst vor Menschen gehabt und das Haus fast gar nicht mehr verlassen, hiess es darin. Ein Arzt habe ihm aufgrund seiner psychischen Probleme Medikamente gegeben, diese habe er aber kaum oder gar nicht genommen. Die Frau erklärte auch: «Ich werde das Urteil, wie es auch immer aussieht, akzeptieren.» Die Kinder baten demnach um eine gnädige Entscheidung. «Wir brauchen unseren Papa», hiess es.

Das Landgericht will am Freitagmittag das Urteil sprechen. Spannend bleibt noch, ob die Richter die Tat als Totschlag oder Mord bewerten. Also ob das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt ist, wie es die Nebenklage sieht. Die Staatsanwaltschaft geht im Fall von Mutter und Sohn dagegen von Totschlag und versuchten Totschlags in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung aus.

Kommentare

Weiterlesen

SBB
74 Interaktionen
Keine Pausenräume
a
112 Interaktionen
Als Abfangjäger

MEHR IN NEWS

Baustelle
Wettbewerbsfähigkeit
Thyssenkrupp Steel

MEHR AUS DEUTSCHLAND

transfer-ticker
79 Interaktionen
Transfer-Ticker
Sohn tatverdächtig
cdu
6 Interaktionen
Es hagelt Kritik
2 Interaktionen
Kampf im Kies