Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines deutschen Rucksacktouristen vor 34 Jahren hat ein finnisches Gericht den Beschuldigten freigesprochen.
Herman H. (r.) mit seinem Verteidiger Henrik Hasseris Olesen
Herman H. (r.) mit seinem Verteidiger Henrik Hasseris Olesen - Ritzau Scanpix/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Finnisches Gericht sieht keine ausreichenden Beweise für Schuld des Dänen Herman H..

In dem Verfahren wegen Mordes und versuchten Mordes habe die Staatsanwaltschaft nicht beweisen können, dass der dänische Angeklagte Herman H. als einziger «die Gelegenheit und die Möglichkeit zum Verüben der Taten» auf der Ostsee-Fähre «Viking Sally» gehabt habe, erklärte das Gericht in Turku am Mittwoch.

H. hatte zum Prozessauftakt Ende Mai auf nicht schuldig plädiert. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert.

H. war zum Tatzeitpunkt 18 Jahre alt. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, an Bord der Fähre von Schweden nach Finnland einen 20-jährigen Deutschen getötet und dessen zwei Jahre ältere Freundin schwer verletzt zu haben, während diese schliefen. Tatwaffe soll ein Hammer für Schweissarbeiten gewesen sein, der allerdings nie gefunden wurde.

Die beiden Opfer waren 1987 auf einer Reise durch die nordischen Länder, als sie mit schweren Kopfverletzungen im Schlafbereich der Fähre «Viking Sally» aufgefunden wurden. Die Studenten aus Westdeutschland wurden in ein Krankenhaus geflogen, wo der junge Mann für tot erklärt wurde. Seine 22-jährige Freundin überlebte mit schweren Verletzungen.

Trotz polizeilicher Ermittlungen konnte der Fall damals nicht aufgeklärt werden. Dies war unter anderem auf fehlende DNA-Spuren und fehlende Aufnahmen aus Überwachungskameras zurückzuführen. Erst 2016 erhielten die Ermittler nach eigenen Angaben neue Informationen, die sie zu H. führten. Dieser hatte laut Anklage mehreren Menschen gesagt, er habe «getötet» und sei «mit Mord davongekommen».

Seine Verteidiger argumentierten vor Gericht aber, H. habe dies nur gesagt, um Menschen Angst zu machen oder ihre Vertrauenswürdigkeit zu testen. Es handele sich nicht um ein Geständnis, das sich auf reale Taten beziehe.

H. war vergangenes Jahr festgenommen worden. Nach seinem Freispruch muss ihm der finnische Staat nun 3000 Euro Entschädigung zahlen, wie das Gericht entschied.

Die Fähre «Viking Sally» wurde später in «MS Estonia» umgetauft. Sie sank 1994 auf der Fahrt von Estland nach Schweden. 852 Menschen starben bei dem Unglück.

Das Magazin «Der Spiegel» schreibt laut Vorabmeldung vom Mittwoch in seinem Bericht über den Freispruch, es gelte als sicher, dass die Staatsanwaltschaft Berufung gegen das Urteil einlegen werde. Ihr wichtigstes Indiz, ein Tatgeständnis von H. vor drei Ermittlern, war demnach vom Gericht nicht anerkannt worden, da H. bei der Vernehmung nicht ausreichend auf seine Rechte hingewiesen worden sei.

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