Das Gehirn und unsere Gedankengänge funktionieren auf verschiedensten Wegen. Wissenschaftler haben nun einen neuen Weg entdeckt, wie wir mit Stress umgehen.
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Ein Modell von einem Gehirn. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenschaftler haben einen neuen Umgang gefunden, wie Menschen auf Stress reagieren.
  • Das Geheimnis dazu verbirgt sich in den Denkstrukturen unseres Gehirns.

Ein internationales Forscherteam hat einen neuen Prozess im Gehirn identifiziert. Dieser ist für die verzögert eintretende Stressreaktion und die Langzeitwirkungen von Stress verantwortlichen.

Über das Hirnwasser wird mit einer zehnminütigen Verzögerung nach dem Auftreten von Gefahr derjenige Hirnbereich aktiviert, der auf den Stress reagiert und für das weitere Verhalten verantwortlich ist, berichtete die Medizinische Universität Wien am Donnerstag. Die Ergebnisse der internationalen Zusammenarbeit könnten neue Perspektiven für das Verständnis der neuronalen Prozesse beim posttraumatischen Stresssyndrom, bei chronischem Stress und bei Burn-out bedeuten.

Bisher waren zwei Hauptstressmechanismen des Hirns bekannt, erklärte Tibor Harkany von der MedUni Wien. «Für die Auslösung beider Mechanismen ist eine im Hypothalamus befindliche Nervenzellengruppe verantwortlich», sagte der Wissenschaftler.

Im Bruchteil einer Sekunde

Der eine Prozess sei ein hormoneller Weg, bei dem letztendlich über den Blutstrom aus der Nebenniere heraus innerhalb von Sekunden nach der Stresseinwirkung Hormone freigesetzt werden. «Der andere Prozess, der Weg über die Nerven, ist noch schneller», meinte Harkany. In seinem Verlauf komme es in Sekundenbruchteilen zu einer dem Verhalten entscheidend beeinflussenden direkten Nervenverbindung in Richtung des präfrontalen Cortex.

Harkany hat nun gemeinsam mit Alan Alpar von der Semmelweis-Universität in Budapest, Tamas Horvath von der US-amerikanischen Yale-Universität und Tomas Hökfelt vom Karolinska Institut in Schweden entdeckt, dass dieselben Nervenzellen fähig sind, auch auf einem dritten Weg eine Stressreaktion auszulösen. Deren Wirkung tritt aber um einiges später auf und ist dauerhaft.

Dabei gelangt auch ein für die Entwicklung und Instandhaltung des Nervensystems wichtiges Molekül, der sogenannte ziliare neurotrophe Faktor (CNTF), der im Hirnwasser kreist, zur Stresszentrale.

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