Plastikmüll durchdringt inzwischen die entlegensten Meeresregionen: Um die Osterinsel erforschten deutsch-chilenische Forscher die Belastung durch Plastik.
Die weltberühmten Steinskulpturen – Moai – der Osterinsel.
Die weltberühmten Steinskulpturen – Moai – der Osterinsel. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Plastik-Problem belastet mittlerweile den gesamten Globus.
  • Auch an so entlegenen Orten wie der Osterinsel oder dem Point Nemo gibt es Mikroplastik.

«Das Müllproblem im Ozean ist global», mahnt das deutsch-chilenische Forscher-Team, das die Plastik-Belastung rund um die Osterinsel im Südpazifik untersucht. Die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll betrifft der Studie zufolge inzwischen selbst die entlegensten Regionen der Erde.

«Besonders hohe Mikroplastik-Konzentrationen haben wir rund um die Osterinsel und in bis 2000 Kilometern Entfernung vor der chilenischen Küste gefunden», erläutert Hauptautor Martin Thiel von der Universidad Católica del Norte in Coquimbo in Chile. In der Fachzeitschrift «Frontiers in Marine Science» dokumentieren die Wissenschaftler, darunter Forscher des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, das Ausmass der Verschmutzung und den Einfluss auf das marine Ökosystem.

Ein Galapagoshai, der sich in einem Verschlussring eines Kunststofffasses verfangen hat.
Ein Galapagoshai, der sich in einem Verschlussring eines Kunststofffasses verfangen hat. - dpa

Fast 100 Tierarten betroffen

Bei 97 verschiedenen Arten habe man Kontakt mit Plastikmüll nachgewiesen – die Tiere waren entweder in dem Abfall verheddert oder hatten Plastik mit der Nahrung aufgenommen. Dies betraf unter anderem 20 Fischarten, 53 Seevögel-Spezies, 19 verschiedene Meeressäuger und 5 Arten von Meeresschildkröten.

«In den Mägen finden sich alle möglichen Plastikfragmente, zum Teil in erschreckend hoher Konzentration», berichtet Ko-Autor Nicolas Ory vom Geomar. Diese Plastikteile beeinträchtigten oder schwächten die Lebewesen und könnten langfristig die Sterblichkeitsquote erhöhen. Massnahmen zur Reduzierung des Plastikmülls seien dringend geboten, mahnt das Team.

Plastik-Teilchen aus dem Magen eines Weihnachts-Sturmtauchers (Vogel des subtropischen Pazifiks), der tot auf der Insel Salas y Gómez (CHL) gefunden wurde.
Plastik-Teilchen aus dem Magen eines Weihnachts-Sturmtauchers (Vogel des subtropischen Pazifiks), der tot auf der Insel Salas y Gómez (CHL) gefunden wurde. - dpa

Mehrere Expeditionen zwischen Osterinsel und südamerikanischem Festland

Die Forscher nahmen und analysierten Wasserproben auf mehreren Expeditionen im Südpazifik zwischen der Osterinsel und dem südamerikanischen Festland. Ausserdem werteten sie Berichte über marine Organismen aus, die sich in grösseren Plastikteilen wie beispielsweise alten Fischernetzen verfangen hatten.

«Das kommt häufiger in den küstennahen, stark befischten Regionen des Humboldtstroms vor, während wir im offenen Ozean eher sehen, dass Organismen kleinere Plastikteile verschlucken», betont Thiel. Die Studie zeige sehr deutlich, dass sich die Partikel im Bereich der subtropischen Wirbel konzentrieren, erläutert der deutsche Meeresbiologe, der seit vielen Jahren in Chile lebt und sich gegen die Verschmutzung der Ozeane engagiert.

«Dies sind keine guten Nachrichten», resümierte Thiel. «Das Müllproblem im Ozean ist global.» Die Studie bestätige auch Mikroplastik-Messungen während der kürzlich zu Ende gegangenen weltweiten Segelregatta Volvo Ocean Race, die Mitarbeiter des Geomar initiiert hatten.

Microplastik selbst am Point Nemo

So war sogar am Point Nemo im Südpazifik – jene Stelle, die weltweit am weitesten vom nächsten Land entfernt ist – Mikroplastik im Meerwasser. Das Geomar und das Kieler Exzellenzcluster «Ozean der Zukunft» hatten zwei Jachten für die Regatta mit Sensoren ausgestattet.

Die Mikroplastik-Konzentrationen seien regional sehr unterschiedlich, sagt Sören Gutekunst vom Exzellenzcluster, der das Geomar-Projekt technisch betreut hatte. Die höchsten Konzentrationen fanden sich demnach entlang der Regattastrecke im Mittelmeer und im westlichen Pazifik.

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