In den Niederlanden haben Forschende eine neue Variante des HIV-Virus entdeckt. Diese soll ansteckender sein als die herkömmliche Variante.
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Die «Aids-Schleife» – das Symbol von HIV. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher haben eine neue HIV-Variante in den Niederlanden entdeckt.
  • Diese soll wohl ansteckender sein als die herkömmliche Variante.

In einer Langzeitstudie haben Forscher eine bislang unbekannte, wohl ansteckendere Variante des HI-Virus in den Niederlanden entdeckt. Die sogenannte VB-Variante von HIV-1 weise eine etwa 3,5 bis 5,5 mal höhere Viruslast auf und sei leichter übertragbar.

Dazu habe sie das Potenzial, grössere Schäden am Immunsystem anzurichten. Das schreiben die Wissenschaftler der britischen Universität Oxford im Fachjournal «Science». Zwei deutsche Experten sehen aber nicht die Gefahr einer schnellen Ausbreitung der neuen Variante.

Ähnliche Verläufe mit neuer HIV-Variante

Für Infizierte in Behandlung besteht der Studie zufolge wohl keine grössere Gefahr: Nach Beginn der Behandlungen hatten die VB-Patienten demnach ähnliche Verläufe wie andere Patienten. Die Ergebnisse machten es umso wichtiger, dass Menschen mit einem gewissen HIV-Risiko Zugang zu regelmässigen Tests haben. So könne man frühzeitige Diagnosen und Behandlungen ermöglichen, hiess es.

«Das begrenzt die Zeit, in der HIV das Immunsystem schädigen und die Gesundheit gefährden kann». Dies sagte einer der beteiligten Forscher aus Oxford, Christophe Fraser, einer Mitteilung zufolge.

HIV Variante Niederlanden
In den Niederlanden wurde eine aggressivere HIV Variante entdeckt. - Keystone

Die VB-Variante wurde als erstes in einem langfristig angelegten Monitoring-Projekt namens Beehive entdeckt. Dieses sammelte und analysierte Proben aus Europa und Uganda. Dabei fielen 17 Fälle der Variante auf, 15 davon aus den Niederlanden.

In Tests von weiteren Tausenden in den Niederlanden getesteten Patienten fand man 92 weitere Infizierte mit der VB-Variante. Diese soll sich während der 1980er und 90er Jahre in dem Land verbreitet haben. Seit etwa 2010 soll sich die Verbreitung den Forschern zufolge jedoch wieder verlangsamt haben.

Variante zirkuliert schon seit Jahrzehnten

Die Studie sei «ein weiteres Puzzlestück für unser Verständnis der Evolution von HIV». Dies sagte der Virologe Maximilian Muenchoff von der Ludwig-Maximilian-Universität München der Deutschen Presse-Agentur. Der Experte macht sich jedoch wenig Sorgen darum, dass die Variante der HIV-Epidemie neuen Schwung verleihen könnte. «Die Effekte sind zwar statistisch signifikant, aber im grossen epidemiologischen Kontext eher nebensächlich.»

Das sehe man auch daran, dass die Variante schon seit Jahrzehnten zirkuliere, ohne andere Varianten verdrängt zu haben. Für behandelte Patienten sei ohnehin die Therapie und ein gesunder Lebensstil entscheidender als die virologischen Faktoren.

Der Virologe Hans-Georg Kräusslich der Universität Heidelberg rechnet auch nicht damit, dass die entdeckte Variante zu einem schnelleren Verlauf führe. Er sagte der dpa: «Angesichts des langen Zeitraums und der recht geringen Zahl spricht nichts für eine rasche Ausbreitung.»

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