Der Flughafen Frankfurt-Hahn in Rheinland-Pfalz (D) hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb läuft vorläufig weiter.
Flughafen Frankfurt-Hahn
Der Flughafen Frankfurt-Hahn meldet Insolvenz an. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Rheinland-Pfalz (D) hat der Flughafen Frankfurt-Hahn Insolvenz angemeldet.
  • Dies, obwohl die Frachtgeschäfte kürzlich zugenommen haben.
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Nach jahrelangen Turbulenzen hat der einzige grössere Flughafen in Rheinland-Pfalz trotz jüngster Zuwächse im Frachtgeschäft Insolvenz angemeldet.

Die GmbH reichte den Antrag beim Amtsgericht Bad Kreuznach ein. Das teilte Hahn-Betriebsleiter Christoph Goetzmann am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Laut Gericht haben dies auch vier weitere verbundene Gesellschaften getan: die JFH Jet Fuel Hahn GmbH, HNA Airport Services GmbH, HHN Airport Technology GmbH und HHN Aviation Security GmbH.

Vorläufiger Insolvenzverwalter Jan Plathner für den Flughafen Frankfurt-Hahn

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht in allen Fällen den Sanierungs- und Insolvenzexperten Jan Markus Plathner. Er kommt aus dem Frankfurter Büro der bundesweit operierenden Anwaltskanzlei Kanzlei Brinkmann & Partner.

Der Betrieb des Flughafens laufe «in vollem Umfang» weiter, der Flugverkehr finde wie von den Fluggesellschaften geplant statt. Fluggäste, die spezielle Fragen haben, sollten sich direkt an ihre Fluggesellschaft wenden. Löhne und Gehälter der Beschäftigten würden zunächst über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung kurzfristig ausgezahlt.

Der Flughafen Frankfurt-Hahn verbuchte zuletzt Zuwächse beim Frachtgeschäft. Dabei profitierte der einstige US-Militärflughafen unter anderem vom Boom des Online-Handels und von Container-Engpässen im Seegeschäft. Beim Passagiergeschäft musste der Hahn dagegen immer wieder Rückgänge hinnehmen, auch schon vor den Corona-Reisebeschränkungen 2020.

Einst zählte der Regionalflughafen jährlich bis zu vier Millionen Passagiere, davon ist er mittlerweile weit entfernt. Auch der Platzhirsch im Passagiergeschäft am Flughafen Frankfurt-Hahn, der irische Billigflieger Ryanair, verringerte sein Angebot im Hunsrück. Er verlagerte Flüge an benachbarte, grössere Flughäfen wie Frankfurt am Main und Köln/Bonn.

Flughafen Frankfurt-Hahn
Eine Maschine der Airline Ryanair am Flughafen Frankfurt-Hahn. - Keystone

Betriebsleiter Goetzmann betonte Anfang Oktober: «Wir haben den Hahn ohne Beihilfen und ohne Kurzarbeit durch Corona gesteuert.» In früheren Jahren waren Betriebsbeihilfen des Landes Rheinland-Pfalz geflossen. Die Flughafen-Geschäftsführung erwartete laut ihrem im Bundesanzeiger veröffentlichten Bericht für 2020 gleichwohl einen Fehlbetrag.

Je nach Verlauf der Pandemie plane man, «dass bis zum Jahr 2024 ein positives Konzernjahresergebnis erreicht werden kann». So hiess es darin. Danach dürfen Flughäfen gemäss EU-Recht generell keine staatlichen Subventionen mehr bekommen.

Nur die grossen Flughäfen erhielten Corona-Hilfe

Den kleinen Flughäfen fehlt schlichtweg auch deswegen Geld. Bund und Länder haben sich bei ihrer Rettungsaktion zu Jahresbeginn auf die 15 grösseren Flughäfen in Deutschland konzentriert. Die kleinen Regionalflughäfen, wie der Flughafen Frankfurt-Hahn, sollten mit 20 Millionen Euro bei den Flugsicherungskosten entlastet werden. Das schlägt allerdings erst im kommenden Jahr so richtig durch und dürfte dem Hunsrück-Standort nicht mehr geholfen haben.

Umweltschützern waren die vielen regionalen Flughäfen schon vor der Pandemie ein Graus. Der Bund für Umwelt und Naturschutz setzte den Hahn in einer Studie auf eine Liste von sieben sofort verzichtbaren Standorten.

Sie leisteten nur geringe Beiträge zur Konnektivität, seien dauerhaft von Beihilfen abhängig und hätten sinkende Passagierzahlen verzeichnet. So lautete die Kritik in dem Report, der im August 2020 veröffentlicht worden ist. Zustimmung kam unter anderem vom Verkehrsclub VCD, den Linken und den Grünen.

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