EZB-Vize mahnt zur Vorsicht bei Verringerung der Corona-Nothilfen
Der Vizechef der Europäischen Zentralbank, Luis de Guindos, hat wenige Wochen vor der nächsten Zinssitzung Vorsicht bei einer Verringerung der Geldspritzen gegen die Coronakrise angemahnt. «Dies muss schrittweise, sehr umsichtig und im Einklang mit der Entwicklung der Erholung der Wirtschaft erfolgen», sagte er am Mittwoch.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei früherer Gelegenheit hatte er erklärt, falls mit der Impfkampagne bis zum Sommer 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geimpft seien und die Konjunktur Fahrt aufnehme, könne über ein Verlassen des Notfallmodus der Geldpolitik nachgedacht werden.
An den Finanzmärkten war in jüngster Vergangenheit angesichts der Impffortschritte und der schrittweisen Öffnung der Wirtschaft eine Verringerung des Tempos der Anleihekäufe der EZB vorweggenommen worden, was zu steigenden Kreditkosten an den Märkten führte. De Guindos äusserte sich dazu gelassen und betonte, Haushalte, Firmen und auch Staaten könnten sich trotz des Renditeanstiegs noch immer vergleichsweise günstig verschulden. Das derzeitige Renditeniveau sei somit förderlich für die Finanzierungsbedingungen.
Wie aus den Protokollen der Zins-Sitzung der EZB vom April hervorgeht, bietet das nächste Treffen am 10. Juni Gelegenheit, «um eine gründliche Bewertung der Finanzierungsbedingungen und des Inflationsausblicks» vorzunehmen.
Die sich abzeichnende robuste wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum und steigende Inflationszahlen stellen die EZB immer stärker vor die Entscheidung, ob und, wenn ja, wie stark sie ihre Notfall-Anleihenkäufe in den kommenden Monaten verringern soll. Die auf 1,85 Billionen Euro angelegten Käufe sollen nach den derzeitigen Planungen noch bis Ende März 2022 fortgesetzt werden. Rund eine Billion Euro des Kaufrahmens wurde bereits ausgeschöpft. Im Augenblick erwerben die Währungshüter im Rahmen des Notfallprogramms PEPP monatlich Papiere im Volumen von 80 Milliarden Euro.