Von einem neuen System zur U-Boot-Bekämpfung bis zur besseren Cyberabwehr: Die EU geht weitere Projekte zum Aufbau einer echten Verteidigungsunion an.
EU-Verteidigungsministertreffen
Federica Mogherini, aussenpolitische Leiterin der Europäischen Union, spricht mit General Claudio Graziano, Vorsitzender des EU-Militärausschusses, während eines EU-Verteidigungsministertreffen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU-Staaten beschlossen eine Ausweitung der militärischen Zusammenarbeit.
  • Die Kooperation soll Europa von der USA unabhängiger machen.

Die EU-Staaten haben eine weitere Ausweitung der ständigen militärischen Zusammenarbeit beschlossen. Bei einem Treffen in Brüssel stimmten die Verteidigungsminister am Dienstag 13 neuen Projekten zu. Unter deutscher Führung soll zum Beispiel ein Koordinierungszentrum für Cyberabwehr aufgebaut werden.

Bei anderen Projekten geht es unter anderem um die Entwicklung eines unbemannten Systems zur U-Boot-Bekämpfung oder die Verbesserung der Ausbildung von Soldaten.

Kooperation soll von USA unabhängiger machen

Die 13 neuen Projekte werden über die Kooperationsplattform Pesco koordiniert. Diese war im Dezember 2017 gestartet worden, um die EU im Bereich der Verteidigung flexibler und unabhängiger von den USA und anderen zu machen.

Immer wenn es möglich sei, werde man weiter mit anderen Partnern arbeiten, erklärte die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini am Dienstag nach dem Verteidigungsministertreffen. Wenn dies nicht möglich sei, sollten die Europäer aber in der Lage sein können, selbst Initiativen zu starten.

US-Soldaten in Litauen
US-Soldaten des 9. Infanterie-Regiments aus Fort Hood in Texas bereiten das Entladen von Panzerfahrzeugen in Litauen vor. - dpa

Insgesamt wird es nach dem Beschluss vom Dienstag künftig 47 Pesco-Projekte geben. Die ersten laufen bereits seit März vergangenen Jahres. Bei ihnen geht es unter anderem um den Aufbau eines Sanitätskommandos sowie die Entwicklung von Prototypen für Infanteriefahrzeuge.

Nur Malta, Dänemark und Grossbritannien machen nicht mit

Abgesehen von Grossbritannien, Malta und Dänemark sind bei der ständigen militärischen Zusammenarbeit alle EU-Staaten mit dabei. Dänemark beteiligt sich traditionell nicht an der gemeinsamen europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und Malta sah zuletzt seine verfassungsmässige Neutralität als Gegenargument. Grossbritannien wollte eigentlich bereits längst aus der EU ausgetreten sein.

Eine weitere Erhöhung der Zahl der Pesco-Projekte soll es nach Angaben von Mogherini frühestens 2021 geben. Bis dahin stehe die Umsetzung der zuletzt ausgewählten Vorhaben im Vordergrund, erklärte die Italienerin.

Emmanuel Macron
Macron nennt Kritiker seiner Nato-Äusserungen «zimperlich». - POOL/AFP

Auf die aufsehenerregende Nato-Kritik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron ging Mogherini am Dienstag nicht näher ein. Dass Macron das Bündnis als «hirntot» ansieht und fehlende Koordinierung bei strategischen Entscheidungen anprangert, sei aus ihrer Sicht ein Thema für Diskussionen innerhalb der Nato und nicht innerhalb der EU. Aus ihrer Sicht laufe die Zusammenarbeit der EU mit der Nato so positiv und konkret wie nie zuvor, sagte sie.

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