EU hat Wirtschaftssanktionen gegen Syrien aufgehoben
Die EU hebt ihre Wirtschaftssanktionen gegen Syrien auf, um den Wiederaufbau zu unterstützen.

Rund ein halbes Jahr nach dem Sturz von Langzeitherrscher Baschar al-Assad hat die Europäische Union ihre Wirtschaftssanktionen gegen Syrien komplett aufgehoben. Wie die Vertretung der Mitgliedstaaten in Brüssel mitteilte, soll der Schritt einen schnellen Wiederaufbau des Bürgerkriegslandes ermöglichen. Er umfasst insbesondere auch die Entscheidung, der syrischen Zentralbank und anderen Banken wieder Zugang zum europäischen Finanzmarkt zu ermöglichen.
Die Aufhebung der Sanktionen war von den Aussenministern der EU-Staaten Anfang der vergangenen Woche politisch vereinbart worden. Der deutsche Aussenminister Johann Wadephul sagte zu der Entscheidung, man gebe der neuen syrischen Führung eine Chance, erwarte aber eine Politik, die alle Bevölkerungsgruppen und Religionsgruppen einbeziehe.
Wichtig sei, dass es ein geeintes Syrien gebe, das seine Zukunft in die eigene Hand nehmen könne.
Syriens Weg zur Normalität
Die EU hat auch die Hoffnung, dass nach einer Stabilisierung des Landes Hunderttausende syrische Flüchtlinge in der EU eines Tages in ihre Heimat zurückkehren können. Syrer hatten viele Jahre lang einen grossen Teil der in der EU ankommenden Flüchtlinge ausgemacht.
Nicht betroffen von dem Beschluss sind Sanktionen gegen Personen und Organisationen, die Verbindungen zum Assad-Regime oder Verantwortung für die gewaltsame Unterdrückung des syrischen Volkes haben. Zudem bleiben auch Ausfuhrbeschränkungen für Waffen sowie Güter und Technologien, die zur internen Repression verwendet werden, vorerst in Kraft.
Gewaltexzesse überschatten Hoffnungen
Dass die Aufhebung der Sanktionen ungeachtet der jüngsten Gewaltausbrüche zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Syrien erfolgt, erklärte die EU zuletzt mit mangelnden Alternativen. Zwar gebe es weiter Zweifel, ob sich die Regierung in die richtige Richtung bewege, sagte die EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas in der vergangenen Woche.
Aus ihrer Sicht gibt es aber keine Wahl. Man müsse es dem Land ermöglichen, sich zu stabilisieren, um eine Entwicklung wie in Afghanistan zu vermeiden.
Zuletzt war es in Syrien zu heftigen Kämpfen zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Milizen gekommen. Bereits im März gab es in der westlichen Küstenregion Syriens blutige konfessionelle Kämpfe zwischen Regierungstruppen der neuen Machthaber und Assad-treuen Milizen.