Etwa hundert Demonstranten im Libanon aus Polizeigewahrsam entlassen
Nach zwei Nächten gewaltsamer Proteste mit etwa hundert Festnahmen haben die Behörden im Libanon den Grossteil der in Gewahrsam genommenen Demonstranten wieder freigelassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Amnesty International kritisiert «willkürliche Festnahmen».
Von den 101 Menschen seien mit Ausnahme von sieben Ausländern aus Ägypten und Syrien alle aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden, erklärte eine Gruppe von Anwälten am Donnerstag auf Facebook. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von «willkürlichen Festnahmen».
«Was wir in den vergangenen Tagen gesehen haben, ist ein alarmierender Angriff auf die Versammlungs- und Meinungsfreiheit», erklärte die Leiterin der Nahost-Abteilung von Amnesty International, Lynn Maalouf.
Am Dienstag und Mittwoch hatte es in der Hauptstadt Beirut nachts Ausschreitungen gegeben. Demonstranten griffen Bankengebäude an, um gegen Beschränkungen für Bargeld-Abhebungen zu protestieren. Auch am Donnerstagabend gingen wieder einige hundert Menschen in der Hauptstadt Beirut auf die Strasse und versammelten sich vor der Zentralbank und dem Innenministerium.
Seit Mitte Oktober wird der Libanon von beispiellosen Protesten gegen Korruption und Misswirtschaft erschüttert. Unter dem Druck der Proteste trat Ministerpräsident Hariri zurück. Hariris designierter Nachfolger Hassan Diab hat es bislang nicht geschafft, ein Kabinett zu bilden. Die Regierungsbildung im Libanon dauert wegen des komplexen politischen Systems in der Regel Monate.
