Erschwert uns KI bald den Berufseinstieg?
KI automatisiert viele Routineaufgaben. Doch fallen Einstiegsjobs für Junge tatsächlich weg oder verlagern sich nur die Anforderungen?

Der Einsatz von KI trifft weltweit Tätigkeiten mit vielen Routinen, wie Berichte aus den USA und Grossbritannien zeigen. So wird davor gewarnt, dass Bürojobs und Assistenzstellen für Hochschulabsolventen besonders stark unter Druck geraten.
So berichtet es «New York Times». Eine Analyse des britischen Thinktanks IPPR besagt, dass in Grossbritannien rund acht Millionen Stellen vom KI-Einsatz betroffen sein könnten.
Besonders gefährdet seien Rollen mit wiederkehrenden Aufgaben und begrenztem Gestaltungsspielraum, heisst es laut «IPPR».
KI soll nur Routinen ersetzen
Im deutschsprachigen Raum sehen einige Experten die Lage nuancierter. In Österreich werde KI bisher vor allem als Werkzeug eingesetzt, das Menschen bei Routinearbeiten unterstützt.
So sagt es Julia Eisner von Women in AI Austria laut dem «Standard». Von vollständiger Automatisierung sei man in vielen Branchen noch weit entfernt, betont Eisner.

Der Mensch arbeite zwar mit dem Tool, die Verantwortung bleibe meist bei ihm.
Branchen reagieren sehr unterschiedlich
Die Auswirkungen hängen stark von der Branche ab. In Kommunikationsabteilungen und im Kundenservice sehen Unternehmen besonders viel Potenzial für KI.
In der Produktion und Chemie werden hingegen teils schon ganze Prozessschritte von Robotern übernommen, erklärt Eisner. In der IT hingegen nutzen viele Programmierer zwar KI-Tools, aber es gebe bisher nur wenige echte Stellenverlagerungen.
Gleichzeitig verschränke sich KI mit der angespannten Konjunktur, was vor allem Neueinstellungen auf Junior-Level bremse.
Einstiegsjobs verändern sich
Eine exklusive Auswertung der Plattform Karriere.at zeigt für Österreich ein differenziertes Bild. Der Anteil von Einstiegsjobs bei Stellenausschreibungen blieb zwischen 2021 und Mitte 2025 relativ stabil bei etwa 10 bis 19 Prozent.
Sogar in Bereichen, in denen man einen Rückgang erwartet hätte, etwa im Rechtswesen, stieg der Anteil von Einstiegsposten. Bei Rechtsanwaltsgehilfen nahm der Anteil von Einstiegsjobs von 11 Prozent Anfang 2021 auf 14 Prozent im Juni 2025 zu.

Deutlich zurückgegangen ist laut «Standard» hingegen die Gesamtzahl der Stellenausschreibungen in manchen Branchen. Im Marketing und in Callcentern werden weniger Stellen ausgeschrieben, was auf die Automatisierung zurückgeführt wird.
Höhere Hürden für den Einstieg
Parallel dazu steigen die Anforderungen an Bewerbende für Einstiegsjobs. Laut der Studie «Human Capital Trends 2025» haben rund zwei Drittel der befragten Unternehmen die Anforderungen für Entry-Level-Positionen erhöht.
Viele Unternehmen verlangen inzwischen zwei bis fünf Jahre Berufserfahrung sogar für Juniorstellen. Das erschwert Berufseinsteigern den Zugang zu genau den Tätigkeiten, die früher als klassische Lern- und Übungsfelder galten, hält «Deloitte» fest.
Zugleich sehen Beratungen wie McKinsey KI vor allem als Entlastung, nicht als massenhaften Jobkiller. KI sei zwar ein Grund für vorsichtigere Junior-Einstellungen, doch ökonomische Unsicherheit spiele dabei oft eine noch grössere Rolle.
Bildung als Schlüssel, aber Risiken für Frauen
Fachleute betonen den Einfluss von Bildung und Kompetenzen. Das Risiko durch Automatisierung hänge eher vom Bildungsniveau als vom Alter ab, sagt Branchenvertreter Martin Puaschitz von der Wirtschaftskammer Wien.

Eisner warnt zugleich, dass Frauen stärker zurückfallen könnten. Sie seien häufig weniger in IT-nahen Ausbildungen vertreten und schätzten ihre KI-Kompetenzen oft geringer ein.
Auch internationale Studien zeigen, dass Anforderungen in KI-intensiven Berufen deutlich schneller steigen. Frauen arbeiten zudem überdurchschnittlich in betroffenen Branchen, berichtet «PwC».
Traditionelle Einstiegsposten unter Druck
In klassischen Berufen wie der Buchhaltung verschiebt sich auch der Fokus. Statt Datenerfassung stehen heute Interpretation und Beratung im Vordergrund, so der «Standard».
Die Zahl der Lehrstellen in der Branche habe sich zwar verdoppelt, die Ausbildung passe sich aber laufend an. Experten sehen daher besonders traditionelle Einstiegsrollen unter Druck.

Assistenzjobs, einfache Kundenbetreuung und standardisierte Verwaltungstätigkeiten gelten als besonders automatisierungsgefährdet. So heisst es unter anderem im Bericht des Thinktanks IPPR.
Die Lage in Österreich
In Österreich liege der Schwerpunkt dennoch eher auf Transformation als auf Abbau. Viele Jobs werden mit KI kombiniert, aber nicht vollständig ersetzt.
Gleichzeitig wird aber davor gewarnt, dass mit der Pensionierungswelle auch viel nicht digitalisiertes Wissen zu verschwinden droht. So berichtet es der «Standard».












