Zuletzt erreichten immer mehr Flüchtlinge die griechischen Inseln. Erdogan droht Europa nun mit der Öffnung der Grenzen.
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht Europa mit der Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Türkei verlangt mehr finanzielle Hilfe für syrische Flüchtlinge im Land.
  • Ansonsten könne das Land dazu «gezwungen» sein, «die Türen zu öffnen».
  • Die Lage in den griechischen Flüchtlingslagern ist prekär.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat damit gedroht, die Grenzen für syrische Flüchtlinge Richtung Europa zu öffnen.

Erdogan droht Europa

Während einer Rede forderte er gestern Donnerstag von der EU mehr finanzielle Hilfe für die syrischen Flüchtlinge in seinem Land. Sonst könnte er die Grenzen öffnen. Schon jetzt erreichen immer mehr Migranten von der Türkei aus die griechischen Inseln im Osten der Ägäis.

Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkrieges im Nachbarland Syrien 2011 rund 3,6 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Und damit mehr als jedes andere Land der Welt. Die von Willkommenskultur geprägte Stimmung verschlechterte sich zuletzt aber, vor allem wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage.

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Migranten und Flüchtlinge auf dem Schiff «Aqua Blue» erreichen den Hafen von Thessaloniki. Erdogan droht Europa mit der Öffnung der Grenzen. - dpa

Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei

Im März 2016 trat ein Flüchtlingsabkommen der EU mit der Türkei in Kraft. Die EU darf alle Migranten, die illegal auf die griechischen Inseln übersetzen, in die Türkei zurückschicken.

Im Gegenzug nimmt die EU für jeden in die Türkei zurückgeschickten Syrer einen anderen Syrer legal auf. Die Zahl der aus der Türkei kommenden Flüchtlinge war jüngst deutlich gestiegen.

Türkei vielleicht «gezwungen, Türen zu öffnen»

Erdogan sagte, dass die Türkei dazu «gezwungen» sein könnte, «die Türen zu öffnen». «Was die Lastenteilung der Flüchtlinge angeht, die wir als Gäste aufgenommen haben: Wir haben von der Welt, und allen voran von der Europäischen Union, nicht die nötige Unterstützung erhalten. Um sie zu bekommen, kann es sein, dass wir dazu gezwungen sein werden, das zu tun.»

Die EU-Kommission ging auf diese Drohung am Donnerstag nicht ein. Eine Sprecherin hob jedoch hervor: Die EU habe bislang 5,6 der zugesagten 6 Milliarden Euro zur Verbesserung der Lebensbedingungen syrischer Flüchtlinge in der Türkei zugewiesen. Der Rest werde bald folgen. Die EU und die Türkei fühlten sich der Umsetzung des Abkommens verpflichtet, sagte die Sprecherin.

Überfüllte Flüchtlingslager im Osten der Ägäis

Allerdings ist die Situation in den überfüllten Registrierlagern auf den Inseln im Osten der Ägäis dramatisch. Zurzeit leben in den Lagern mehr als 24'000 Migranten. Dabei sind die Camps auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos nur für 6338 Menschen ausgelegt.

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Migranten und Flüchtlinge bei ihrer Ankunft auf dem Festland. Um die überfüllten Flüchtlingslager im Osten der Ägäis zu entlasten, hat die griechische Regierung damit begonnen, Hunderte Migranten aufs Festland zu bringen. - dpa

In den vergangenen Wochen stieg die Zahl der aus der Türkei kommenden Migranten schlagartig. Im August setzten nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR 8103 Menschen aus der Türkei zu den griechischen Inseln über.

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