Einsamkeit und Isolation sind Gefühle, die seit mehr als eineinhalb Jahren für viele Menschen zum Alltag gehören. Alleinlebende Senioren sind davon in der Corona-Pandemie besonders betroffen. Gut, dass es Menschen gibt, die ehrenamtlich mit ihnen Kontakt halten.
Der Besuchsdienst des Malteser Hilfsdiensts vermittelt Ehrenamtliche an Senioren. Foto: Tom Weller/dpa/dpa-tmn
Der Besuchsdienst des Malteser Hilfsdiensts vermittelt Ehrenamtliche an Senioren. Foto: Tom Weller/dpa/dpa-tmn - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Helga B. lebt seit dem Tod ihres Mannes alleine in ihrer Wohnung in Frankfurt.

Auf die Besuche von Kristina Gerstenberger freut sie sich jedes Mal. Dann wird ein Adventskaffee vorbereitet, zusammen gekocht oder es steht auch mal ein gemeinsamer Kinobesuch auf dem Programm - je nachdem, was die Corona-Situation zulässt.

«Die Gespräche, die wir führen, tun meiner Seele gut», sagt die 79-Jährige. Sie fühle sich lebendiger und der Altersunterschied zu der jüngeren Frau scheine fast zu verschwinden.

Sich beim Besuchsdienst für Senioren engagieren

Kristina Gerstenberger engagiert sich beim für Senioren des Malteser Hilfsdiensts. Mit Helga B. trifft sie sich seit dem Sommer, inzwischen ist eine Freundschaft entstanden. Die Gespräche hätten Tiefe und fänden auf Augenhöhe statt. «Ich nehme total viel mit für mich», sagt die 32-Jährige, die als Projektmanagerin arbeitet.

Etwa einmal die Woche besuche sie die Seniorin in ihrer Wohnung. Beide gingen auch schon zusammen shoppen - und kauften am Ende den gleichen Pullover, wenn auch in einer anderen Farbe. «Ich bin mit meinen Grosseltern nebenan aufgewachsen und als ich nach Frankfurt gezogen bin, fehlte mir eine familiäre Beziehung, ein Austausch, der mit meinen Freunden nicht möglich ist», sagt Gerstenberger zu ihrer Motivation. Sie freue sich auf jeden Besuchstermin.

Helga B. sagt, gerade jetzt in der Corona-Pandemie seien die Besuche wichtig. Denn viele andere Unternehmungen und Begegnungen mit Menschen seien weggefallen: die Gymnastik, der Seniorenclub, der Bibelkreis. «Ich bin sehr dankbar», sagt die 79-Jährige auch mit Blick auf den regelmässigen Austausch von Nachrichten über das Smartphone, den sie mit der 32-Jährigen pflegt.

Schulungen bereiten auf den Einsatz vor

Fast sechs Millionen Senioren leben nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Deutschland alleine. Etwa jeder dritte Mensch, der in Deutschland alleine lebt, ist demnach über 65 Jahre alt.

Der hessenweit erste Besuchsdienst des Malteser Hilfsdiensts entstand vor über 20 Jahren in Frankfurt, inzwischen gibt es das Angebot landesweit in zahlreichen Städten und Gemeinden mit insgesamt bis zu 485 Ehrenamtlichen. Sie besuchen ältere Menschen zuhause oder in einer Alten- oder Pflegeeinrichtung. Auch die Begleitung zum Friedhof oder in die Kirche wird angeboten, ebenso wie Besuche mit Hund. Freiwillige sollten offen, kommunikativ und vor allem zuverlässig sein, erklärt der Verband. Ihrem Einsatz geht ein ausführliches Erstgespräch voran, es werden Schulungen angeboten.

Auch andere soziale Verbände organisieren solche Besuche. Im südlichen Stadtteil Sachsenhausen befindet sich ein weiteres Angebot gerade im Aufbau. Cleo Matzken und weitere Ehrenamtliche engagieren sich dort im Verein , einer Plattform für Besuchspartnerschaften. Auch dabei gehe es nicht um Pflege, sondern um sozialen Austausch, um Gefühle von Isolation und Einsamkeit zu bekämpfen, sagt Matzken.

Der respektvolle Umgang zählt

Die Corona-Pandemie erschwerte die Pläne zunächst, inzwischen haben sich aber vier Paare gefunden für einen regelmässigen Austausch, berichtet die 27 Jahre alte Studentin. Dies sei keine Einbahnstrasse: Sie selbst finde beispielsweise den Kontakt mit ihren Grosseltern richtig spannend. «Man kann viel von ihnen lernen.» Den Verein gibt es schon in mehreren anderen deutschen Städten.

Plätzchen backen, Spiele spielen, gemeinsam Rätsel lösen, Spazieren gehen, Kaffee trinken oder Eis essen - die Liste an gemeinsamer möglicher Beschäftigung ist lang. Zahlreiche jüngere Freiwillige haben sich gemeldet. Sie müssen erwachsen sein, eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnen, Grundwerten wie einem respektvollen Umgang miteinander zustimmen und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Über Ärzte, Physiotherapeuten, Apotheker und andere Multiplikatoren soll nun Kontakt zu weiteren Seniorinnen und Senioren entstehen.

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