Drohnen über Polen: «Nato hat Test nicht bestanden»
Russische Drohnen über Polen zeigen die Schwächen der Nato-Luftverteidigung auf. Sicherheitsexperte sieht dahinter einen gezielten Test des Kremls.

Russische Drohnen sind in den Nato-Luftraum über Polen eingedrungen und wurden dort abgeschossen. Deutschland will darauf mit einer Ausweitung der Luftraum-Kontrolle und der Verdopplung der Eurofighter reagieren, berichtet «ZDFheute».
Die Bundeswehr wird bis Ende Dezember deutlich mehr Kampfjets für die Luftraumüberwachung bereitstellen.
Drohnen über Polen als Test des Kremls
Sicherheitsexperte Nico Lange bezeichnet den Drohnenvorfall als einen Test des Kremls, wie der «Spiegel» berichtet. Er weist darauf hin, dass Russland seine Drohnenproduktion massiv ausbaut, um Europa herauszufordern.

Lange betont, dass die Nato ihre Luftabwehr bisher vernachlässigt habe. Polen reagierte auf die Drohnenangriffe mit einer Sperrzone für Flugverkehr im Osten des Landes.
Die Nato bezeichnete das Ereignis als eine bewusste Provokation Russlands. Die Allianz verstärkt ihre militärische Präsenz an der Ostflanke.
Schwächen der Nato-Luftverteidigung
Nach Einschätzung von Lange testet Putin gezielt, wo die Nato ihre defensive Grenze zieht. Russland versuche, die Reaktionszeiten und Fähigkeiten der Nato-Luftabwehr auszutesten.
Ein Langstreckenflug einer Drohne von 300 Kilometern ins Nato-Gebiet verdeutliche die technische Herausforderung. Die Nato setzte verschiedene Systeme ein, darunter F-35-Kampfjets, Patriot-Raketen und elektronische Störsender.
Trotz der Abwehrmassnahmen räumt Lange ein, dass die Nato-Defizite offenkundig sind. Er sagte im ORF: «Ich befürchte, wir haben diesen Test nicht bestanden.»
Besorgniserregendes Ergebnis
Von 19 Drohnen über Polen seien nur vier oder fünf abgeschossen worden. Und eine Drohne sei 300 Kilometer nach Polen hineingeflogen: Sie sei nur heruntergefallen, «weil der Sprit alle war», so Lange im ORF.
Das sei laut dem Experten ein Grund zur Sorge. «Der Krieg hat sich schnell verändert, und das Thema Drohnen und Drohnenabwehr ist von vielen westlichen Staaten sträflich vernachlässigt worden», erklärt Lange.
Russland habe dies erkannt und systematisch angefangen, «Gigafabriken in Russland» aufzubauen, um sehr viele Drohnen zu produzieren.
Deutschland griff nicht ein
Die Bundeswehr unterstützte mit Radardaten die Abwehr, griff jedoch nicht selbst ein. Experten warnen, dass gegen Drohnenschwärme vielfältige Mittel notwendig sind.

Eine reine Fokussierung auf einzelne Abwehrsysteme reiche nicht aus.
Politische und sicherheitspolitische Folgen
Die russischen Drohnenangriffe überschatten das bevorstehende Grossmanöver Russlands in Belarus: gewissermassen eine Generalprobe für einen Angriff auf die Nato-Ostflanke. Die Bundesregierung kündigt eine Intensivierung der Unterstützung der Ukraine und ein robustes Sanktionspaket an.
Polens Premier Donald Tusk bezeichnete Russlands Vorgehen als grossangelegte Provokation. Die Nato-Mitglieder bekennen sich zur Verteidigung jedes Zolls ihres Territoriums.
Deutschland wirbt zudem für eine verschärfte Visapolitik gegenüber Russland.