Deutsche Konzerne wollen mehr vor Ort investieren – Kanzler erfreut
Grosse deutsche Unternehmen planen Milliardeninvestitionen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Grosse deutsche Unternehmen wollen den Wirtschaftsstandort Deutschland mit Milliardeninvestitionen wieder auf Kurs bringen. Bundeskanzler Friedrich Merz zeigt sich offen für Gespräche.
Vor einem Treffen zwischen Merz und Vertretern von Konzernen kündigte die Bundesregierung an, dass die Unternehmen Investitionen von mehreren hundert Milliarden Euro in Aussicht gestellt haben. Das Geld soll unter anderem in neue Standorte und Anlagen fliessen.
«Wir begrüssen das Vertrauen der Unternehmen, in den Standort Deutschland und seine Arbeitsplätze zu investieren», sagte Merz. «Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für mehr Wirtschaftswachstum und die Zukunftsfähigkeit des Standorts.»
Hintergrund ist, dass Deutschland ein drittes Jahr in Folge ohne Wirtschaftswachstum droht. Die Konzerne hinter der Initiative sendeten nun auch ein Signal an internationale Unternehmen, wieder stärker in Deutschland zu investieren, so Merz.
Initiative «Made for Germany»
Die Initiative «Made for Germany» wurde von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, Siemens-Chef Roland Busch sowie Mathias Döpfner, CEO von Axel Springer, und Alexander Geiser, Chef von FGS Global ins Leben gerufen.
Bis Montagmorgen haben sich den Angaben zufolge 61 Unternehmen und Investoren der Initiative angeschlossen. Diese hätten zugesagt, innerhalb der nächsten drei Jahre, 631 Milliarden Euro am Standort Deutschland zu investieren.
Die Summe umfasse sowohl bereits geplante als auch neue Kapitalinvestitionen, Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Zusagen internationaler Investoren. Ein dreistelliger Milliardenbetrag und «damit ein signifikanter Anteil der Gesamtsumme» entfällt den Initiatoren zufolge auf Neuinvestitionen.
Ein Zeichen an die Gesellschaft
Deutsche-Bank-Chef Sewing sagte dem «Handelsblatt» in einem Doppel-Interview mit Siemens-Chef Busch: «Wir brauchen jetzt ein klares Zeichen an die Gesellschaft, dass sich hier etwas bewegt.»
Als Allianz vieler führender Unternehmen wolle man im Schulterschluss mit der Politik dazu beitragen, Deutschland auf Wachstumskurs zu bringen. Das könne auch zu einem Stimmungsumschwung beitragen. «Wir brauchen in der Politik den Mut für strukturelle Veränderungen, und da müssen unbedingt grosse Schritte folgen», so Busch.
Bundeskanzler Merz hatte grundlegende Reformen der Sozialversicherungen angekündigt. Wie diese genau aussehen und wann genau sie kommen, ist aber offen. Unternehmen klagen zudem seit langem über zu viel Bürokratie.
Zusätzliche staatliche Investitionen
Der Deutsche Bundestag und Bundesrat hatten ein 500 Milliarden schweres Sondervermögen für zusätzliche staatliche Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz beschlossen. Nur ein Teil der notwendigen Investitionen aber könne staatlich getätigt werden, ein grosser Teil müsse privat erfolgen, hatte ein Regierungssprecher gesagt.
Am Treffen im Kanzleramt nehmen dem Vernehmen nach rund 30 Unternehmen teil, darunter mehr als ein Dutzend Dax-Konzerne. An den Beratungen beteiligen sich ausserdem Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU).