Die Inflationsrate in Deutschland ist so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Konsumentenpreise steigen weiterhin.
Inflation Supermarkt
Ein Kunde in einem Supermarkt. (Symbolbild) - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Waren in Deutschland kosten rund 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Das ist der höchste Wert seit September 2011.
  • Laut Expertenschätzungen wird die Teuerung in den nächsten Monaten weiter klettern.

Teure Energie hat die Verbraucherpreise in Deutschland im Mai so stark steigen lassen wie seit rund neuneinhalb Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Montag in seiner ersten Schätzung mit.

Im April hatte die Inflationsrate noch 2,0 Prozent betragen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen Anstieg auf 2,3 Prozent erwartet.

Teuerungsrate klettert weiter

Experten gehen davon aus, dass die Teuerungsrate in den kommenden Monaten weiter nach oben klettern wird. «Die Inflationsdynamik wird derzeit unterschätzt: Die deutsche Teuerung zündet jetzt den Turbo», sagte der Chefökonom der VP Bank, Thomas Gitzel.

Inflation
Inflation in der Eurozone ist gesunken. (Archiv) - sda - KEYSTONE/AP/THOMAS KIENZLE

«Im vergangenen Jahr hat der Lockdown das Preisgefüge mächtig durcheinandergewirbelt und viele Produkte wurden günstiger. Nun fällt die Inflationsrate im Jahresvergleich entsprechend hoch aus.»

Mehrwertsteuer wurde zeitweise gesenkt

Diese könnte in der zweiten Jahreshälfte «an die vier Prozent» heranreichen, erwartet der Chefökonom der Berenberg Bank, Holger Schmieding. Nicht zuletzt deshalb, weil die Preise in der zweiten Jahreshälfte 2020 von der zeitweise gesenkten Mehrwertsteuer gedrückt wurden. Dieser Effekt kehrt sich dann um.

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Die alte Schweizer Mehrwertsteuer auf einer Rechnung. (Symbolbild) - Keystone

Preistreiber Nummer eins blieb im Mai die Energie: Sie verteuerte sich um 10,0 Prozent. Nahrungsmittel kosteten 1,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist, Dienstleistungen 2,2 Prozent mehr. Wohnungsmieten stiegen um 1,3 Prozent. Kraftstoffe wie Benzin kosteten etwa in Nordrhein-Westfalen 28,4 Prozent mehr als im Mai 2020.

«Die grossen Treiber der Inflation sind die Ölpreise», sagte Schmieding. «Das liegt daran, dass vor einem Jahr die Ölpreise kurzfristig stärker in den Keller gerutscht waren als je zuvor.»

Corona-Pandemie führte zur Rezession

Damals steckte die Weltwirtschaft wegen der Corona-Pandemie in einer Rezession. Hinzu kommt, dass klimaschädliche fossile Brennstoffe seit Jahresbeginn mit 25 Euro pro Tonne CO2 belegt werden. Dies macht sie ebenfalls teurer.

CO2
Ein mit Gas gespeister Schriftzug. - dpa/AFP

«So sehr das Thema Inflation die Deutschen derzeit beschäftigt, es wird sich nur um eine vorübergehendes Phänomen handeln.» Darüber ist sich Ökonom Gitzel sicher. «Im kommenden Jahr ist der Spuk vorbei.»

Deutschland, aber auch die Euro-Zone insgesamt dürften längerfristig eher mit zu niedrigen als mit zu hohen Teuerungsraten zu kämpfen haben. Das wisse auch die Europäische Zentralbank. «Deshalb ruft der Inflationsanstieg derzeit auch keine Sorgenfalten hervor.»

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