Die letzte Maschine am Flughafen Berlin-Tegel soll am 8. November in Richtung Paris abheben. Für das Flughafengelände gibt es längst neue Pläne.
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Der Flughafen Berlin Tegel. - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Flughafen BER steht in den Startlöchern.
  • Im November wird deshalb der Flughafen Berlin-Tegel geschlossen.
  • Für die Zukunft hat Berlin mit dem Areal grosse Pläne.
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Wer die Reichstagskuppel besucht, kann dort regelmässig die Maschinen beobachten, die vom Flughafen Berlin-Tegel aus in den Himmel über starten. So manchen stimmen solche Szenen inzwischen nostalgisch. Denn wenn der Hauptstadtflughafen BER Ende Oktober wie geplant eröffnet wird, muss der alte Flughafen Berlin-Tegel schliessen.

Dass er überhaupt noch in Betrieb ist, liegt nur an der beispiellosen Pannenserie beim BER-Bau. Diese hat dazu geführt, dass der neue Airport im brandenburgischen Schönefeld mit neun Jahren Verspätung an den Start geht. Manche halten den Flughafen im Nordwesten Berlins sogar weiterhin für unverzichtbar, auch wenn er längst aus allen Nähten platzt.

Flughafen Berlin-Tegel empfing den WM-Pokal

1948 wurde kurz nach Beginn der Berlin-Blockade in 90 Tagen ein Flugplatz gebaut. Da war noch nicht abzusehen, dass er für die Menschen im West-Teil der Stadt zum Tor zur Welt würde. Die erste Linienmaschine landete erst im Januar 1960.

Die britische Königin Queen Elizabeth II., Staatsmänner wie Barack Obama oder Wladmimir Putin, für ihre Berlin-Besuche schwebten sie in Tegel ein. Genau wie Philipp Lahm, der mit dem Pokal in der Hand nach dem WM-Titel 2014 aus der Maschine stieg.

Flughafen Berlin-Tegel
Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm brachte den WM-Pokal 2014 via Flughafen Berlin-Tegel nach Hause. - dpa

«Ein emotionaler Moment», gestand der Chef der Flughafen Berlin-Brandenburg GmbH, Engelbert Lütke Daldrup. Und solche emotionale Erinnerungen an den Flughafen Tegel gebe es viele. «Aber Tegel ist viel zu klein geworden und entspricht nicht mehr den Standards eines modernen Flughafens», sagte er.

Das sehen viele so, aber nicht alle. Berlins FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja etwa hält die geplante Schliessung für einen grossen Fehler: «Als City-Airport ist er ein unschlagbarer Standortvorteil für den Wirtschafts- und Messestandort Berlin. Zudem ist er auch ein Entlastungsprogramm für den augenscheinlich dysfunktionalen BER.»

Initiative nützte nicht, Tegel muss schliessen

Czaja hat jahrelang für den Erhalt des Flughafen Berlin-Tegel gekämpft. Zusammen mit dem Verein Pro Tegel startete die Berliner FDP 2015 eine entsprechende Initiative. Bei einem Volksentscheid, den Flughafen offenzuhalten, gab es 2017 für das Anliegen fast eine Million Stimmen. Alles umsonst.

Flughafen Berlin-Tegel
Blick auf die erste fertig montierte Fluggastbrücke am neuen Flughafen Berlin-Tegel 1973. - dpa

Letzter Tag mit regulärem Flugbetrieb soll der 7. November sein. Am Tag darauf startet am Nachmittag noch einmal ein Airbus A320 der Air France Richtung Paris. Da schliesst sich ein Kreis: Mit der französischen Fluggesellschaft begann 1960 der Linienflugverkehr.

Projekte sind geplant

Wenn der Flughafen Berlin-Tegel dann tatsächlich dicht ist, soll TXL nicht verschwinden. Das Kürzel steht künftig für ein Projekt, das erst noch entstehen muss: ein neues Stadtquartier mit über 5000 Wohnungen, direkt neben einem Forschungs- und Industriepark. Die für die Entwicklung verantwortliche landeseigene Tegel Projekt GmbH will dort Gründer, Studenten, Investoren, Industrielle und Wissenschaftler zusammenbringen.

In der Urban Tech Republic sollen einmal bis zu 1000 Unternehmen und Institute ihren Platz finden. Das bisherige Terminal A ist als Hochschulstandort vorgesehen. Die Häuser im weitgehend autofreien neuen Schumacher-Quartier sollen in Holzbauweise entstehen. An sogenannten Mobility Hubs können Bewohner vom Auto auf Rad oder ÖPNV umsteigen.

Flughafen Berlin-Tegel
Unter dem Kürzel «TXL» sind bereits Projekte geplant. So sollen Wohnsiedlungen und Institute entstehen. - dpa

Noch ist das Zukunftsmusik. Ein halbes Jahr lang muss der Flughafen Berlin-Tegel ohnehin betriebsbereit bleiben. Die Tegel Projekt GmbH übernimmt das Gelände erst im Sommer 2021. Noch im selben Jahr sollen die ersten Arbeiten beginnen.

GmbH-Geschäftsführer Philipp Bouteiller rechnet für 2026 mit den ersten Bewohnern und mit 20 bis 30 Jahren für das gesamte Projekt. Falls sich die Bauzeit nicht unerwartet verlängert. Berlin ist da einiges gewohnt.

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