Hamburgs Bürgermeister sieht die Stadt für den Fall eines Totalausfalls des Elbtower-Investors gerüstet.
Elbtower
Blick auf die Elbtower-Baustelle in Hamburg. Der Wolkenkratzer soll das dritthöchste Hochhaus Deutschlands werden. (Archivbild) - Markus Scholz/dpa

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher sieht die Stadt für den Fall eines Totalausfalls des Elbtower-Investors Signa gerüstet. «Die wahrscheinliche Variante ist nicht, dass jetzt fünf Jahre nichts passiert», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Möglicherweise fänden die privaten Investoren noch eine Lösung und bauten weiter – wie sie es angekündigt hätten. «Auch in einem Insolvenzverfahren würde die Stadt ihre vertraglichen Rechte sichern», so Tschentscher.

Dazu gehöre ein Wiederkaufsrecht, das die Stadt aber nicht sofort vollziehen müsse. Damit bleibe ausreichend Zeit, die Lage zu prüfen. «Bei einem Rückkauf würden wir den ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 122 Millionen Euro ohne Zinsen und abzüglich von fünf Millionen Euro erstatten und im Gegenzug das Grundstück zurückerhalten».

Aus Tschentschers Sicht ist das Projekt noch kein Desaster, weil das Weiterbauen jederzeit möglich und auch wirtschaftlich vorteilhaft sei. Anders als bei der Elbphilharmonie liege das Risiko beim Elbtower allein bei den privaten Investoren. «Die Stadt wird keine offenen Rechnungen übernehmen», sagte Tschentscher.

Der Stopp am Bau des dritthöchsten Gebäudes Deutschlands

Der Elbtower soll der krönende Abschluss der Hamburger Hafencity werden. Ganz im Osten bei den Elbbrücken soll er entstehen, quasi als Gegenstück zur Elbphilharmonie ganz im Westen: «64 Stockwerke, 245 Meter über dem Meer. Ein neuer Blick auf die Stadt», heisst es auf der Homepage des Elbtowers.

Das dritthöchste Gebäude Deutschlands, entworfen vom Londoner Stararchitekten David Chipperfield, soll unter anderem Büros, Geschäfte, Galerien, Restaurants und eine Aussichtsplattform in der 55. Etage beherbergen. Bislang geplante Fertigstellung und Gesamtkosten: 2025 für rund 950 Millionen Euro.

Doch seit Ende Oktober geht auf der Baustelle des Elbtowers nichts mehr. Bei 100 Metern Höhe hat das beauftragte Bauunternehmen Adolf Lupp aus dem hessischen Nidda die Arbeiten eingestellt. Signa habe Rechnungen nicht bezahlt, sagte Geschäftsführer Matthias Kaufmann dem «Hamburger Abendblatt».

Angeblich geht es um rund 37 Millionen Euro. Signa selbst äusserte sich dazu auf Anfrage zunächst nicht.

Komplexes Firmengeflecht von Signa in Schieflage

Der Immobilienunternehmer René Benko hatte in der Niedrigzinsphase billige Kredite aufgenommen, finanzstarke Investoren gewonnen und so seine Gruppe stark ausgebaut.

Doch die zuletzt gestiegenen Zinsen, Baukosten und Energiepreise haben sein komplexes Firmengeflecht in Schieflage gebracht – so sehr, dass die Signa-Holding und diverse Teilgesellschaften bereits Insolvenz angemeldet haben.

Zuletzt hatte es am Donnerstag die für den Elbtower zuständige Signa Prime Selection AG (Innsbruck) erwischt. Zu dem Unternehmen gehören Geschäftsimmobilien in Toplagen, darunter neben dem Elbtower das KaDeWe in Berlin und Kaufhausimmobilien der Kette Galeria Karstadt Kaufhof.

Die Zukunft des Elbtowers

Die Signa Prime Selection AG ist nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde die mittelbare Mutter der bislang nicht insolventen Käufergesellschaft des Elbtower-Grundstücks, der Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG. Bereits in Nachlassstundung befindet sich die Schweizer Tochtergesellschaft Signa Retail Selection.

Diese hält etwa die deutsche Warenhauskette Galeria, aber auch den 50 Prozent-Anteil des Signa-Konzerns an der Schweizer Warenhausgruppe Globus. Die verbleibenden 50 Prozent an Globus liegen bei der thailändischen Central Group.

Tschentscher sagte, sollte es zu einem Rückkauf kommen, «dann kann die Stadt entscheiden, ob sie zum Beispiel das Grundstück und das Projekt neu vergibt. Theoretisch wäre es auch möglich, das Gebäude zurückzubauen und das Grundstück anderweitig zu nutzen». Die wahrscheinlichste Variante Stand heute sei aber, dass der Elbtower zu Ende gebaut werde – «und zwar genau mit der Architektur und Nutzungsart, die vereinbart wurden».

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