Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist tot
Das Wichtigste in Kürze
- Georg Ratzinger, der ältere Bruder von Papst Benedikt XVI. ist gestorben.
- Der 96-Jährige war 30 Jahre lang Leiter der berühmten Regensburger Domspatzen.
- Im Juni hatte der emeritierte Papst seinen Bruder in Regensburg (D) besucht.
Er war 30 Jahre lang Leiter der weltberühmten Regensburger Domspatzen – und er war der Bruder von Papst Benedikt XVI. Georg Ratzinger, katholischer Priester und Kirchenmusiker, ist tot.
Der Kirchenmusiker starb im Alter von 96 Jahren in Regensburg, wie ein Sprecher des Bistums mitteilte. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
Georg Ratzinger war als Regensburger Domkapellmeister drei Jahrzehnte lang Chef des weltberühmten Knabenchores. 1994 ging der katholische Priester in den Ruhestand. Als sein Bruder am 19. April 2005 zum Papst gewählt wurde, änderte sich das beschauliche Leben des 81-Jährigen schlagartig.
Geboren am 15. Januar 1924 in Pleiskirchen nahe dem Wallfahrtsort Altötting, erlebte der junge Georg Wanderjahre durch mehrere kleine oberbayerische Orte. Der Vater wurde als Polizist häufig versetzt.
Im Erzbischöflichen Knabenseminar von Traunstein wurde er schon als Jugendlicher auf das Priestertum vorbereitet. Nach dem Kriegsdienst in der Wehrmacht der Nazis studierte er von 1946 an Theologie in Freising. Dort wurde er 1951 wie sein Bruder zum Priester geweiht.
Internationale Erfolge mit Chor
Georg Ratzinger feierte seit den 60er Jahren mit den Domspatzen weltweit Erfolge. Er machte den Chor auf Auslandsreisen auch international bekannt. Seine Spezialität war die Interpretation von Werken der romantischen Chormusik, etwa der Motetten von Anton Bruckner.
Einer seiner Lieblingskomponisten war der weniger bekannte Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901). Dass seine Motetten und Messen heute wieder öfter zu hören sind, gilt als Ratzingers Verdienst.
Bis zu seinem Tod pflegte Georg Ratzinger engen Kontakt zu seinem Bruder. Sowohl während dessen Pontifikats von 2005 bis 2013 als auch danach besuchte er ihn regelmässig im Vatikan. In seiner Zeit als Kurienkardinal in Rom hatte Joseph Ratzinger mehrmals im Jahr seinen Bruder in Regensburg besucht.
Benedikt XVI. kam im Herbst 2006 für mehrere Tage nach Bayern. Damals kehrte er noch einmal im Haus seines Bruders in der Regensburger Stadtmitte ein.
Anfang August 2005 erlitt Georg Ratzinger in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo bei einem Urlaub mit seinem Bruder einen Herzanfall. Daraufhin wurde ihm in der römischen Gemelli-Klinik ein Herzschrittmacher eingesetzt. Nach nur wenigen Tagen konnte Ratzinger, der wegen Augenproblemen auch kaum mehr etwas sehen konnte, die Klinik wieder verlassen. Zuletzt bereitete ihm das Gehen Probleme.
Ratzinger konnte Papst-Wahl nicht fassen
Bei der Wahl seines Bruders zum Papst hatte der ehemalige Domkapellmeister die Nachricht zunächst nicht fassen können. Vertraute berichteten, dass der Mann mit den schlohweissen Haaren wie versunken vor dem Fernseher sass und kein Wort sagte. Es sei ihm wohl schlagartig bewusstgeworden, dass es künftig kaum mehr ein Privatleben für die beiden Brüder gibt.
Ratzinger machte einen Tag nach der Wahl deutlich, dass er sich die Ernennung seines Bruders zum Pontifex nicht gewünscht hatte. «Ich hatte gehofft, dass der Kelch an ihm vorübergeht», sagte er. Allerdings trug er das Geschehen mit Fassung – und mit Humor: «Auch wenn mein Bruder nun Papst ist, er bleibt für mich der Joseph», meinte Georg Ratzinger.
Er ergänzte: «Ich hoffe, ich bekomme eine Telefonnummer, mit der ich zu ihm durchwählen kann.» Er bekam sogar eine Geheimnummer. Als sein Bruder am 11. Februar 2013 als erster Papst der Neuzeit vom Amt des katholischen Kirchenoberhauptes zurücktrat, sagte Georg Ratzinger über das Motiv: «Das Alter drückt».
Besuch kurz vor Tod
Kurz vor seinem Tod erfüllte sich noch ein Herzenswunsch für Georg: Sein Bruder Joseph besuchte ihn am Krankenbett. Am 18. Juni traf er dort völlig überraschend ein.
«Es ist vielleicht das letzte Mal, dass sich die beiden Brüder, Georg und Joseph Ratzinger, in dieser Welt sehen.» Dies sagte der Sprecher des Bistums Regensburg. Er sollte Recht behalten.