Plötzlich scheint ein Handelspaket vor dem EU-Austritt von Grossbritannien noch möglich zu sein. Ein ehemaliger Berater erklärt, wie dieses aussehen könnte.
Fischereistreit
Paris will London dazu bringen, mehr französische Boote in britischen Gewässern fischen zu lassen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In letzter Sekunde scheint ein Handelspaket mit Grossbritannien doch möglich zu sein.
  • Ein ehemaliges Mitglied des Verhandlungsteams hat einen Gastbeitrag dazu geschrieben.
  • Die Fangrechte sollen demnach innerhalb von fünf Jahren auf 35 Prozent reduziert werden.

In anderthalb Wochen endet die Brexit-Übergangsphase. Nun verdichteten sich Spekulationen über einen nahen Durchbruch bei der Frage nach dem künftigen Zugang für EU-Fischkutter zu britischen Gewässern. Ein Handelspakt in letzter Sekunde scheint damit nicht mehr ausgeschlossen.

Wie ein Kompromiss aussehen könnte, skizzierte ein ehemaliges Mitglied des britischen Verhandlungsteams in einem Gastbeitrag für das Nachrichtenportal «Politico». Raoul Ruparel, einst Berater von Premierministerin Theresa May, hatte sich bereits im vergangenen Jahr einen Namen gemacht. Er hat damals den Kompromiss für das Austrittsabkommen korrekt vorhergesagt.

Briten sollen Fische zollfrei auf EU-Markt bringen können

Demnach sollen die Fangrechte der EU-Fischkutter über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg um 35 Prozent reduziert werden. Die Briten erhalten weiterhin die Möglichkeit, ihre Fische zollfrei auf den europäischen Markt zu bringen.

EU Kommission Durchbruch
EU-Fischer bestehen auf einem Fangrecht in den britischen Gewässern. - AFP

Flankiert werden soll das mit der Möglichkeit für Brüssel, Zölle einzuführen. Dies für den Fall, dass die Briten den Zugang für Fischer aus der EU weiter einengen. Jedoch nur in von unabhängiger Seite festgelegter Höhe.

Der «Financial Times» zufolge bestätigten EU-Kreise, dass es ein ähnliches Angebot aus London gegeben habe. Auf britischer Seite hiess es nach Angaben der Zeitung hingegen, die Positionen seien immer noch «weit auseinander». Die Gespräche sollen sich demnach «brutal kompliziert» gestalten.

Zölle und Handelshemmnisse sollen abgewendet werden

Grossbritannien scheidet nach dem EU-Austritt im Januar zum Jahreswechsel auch aus dem Binnenmarkt und der Zollunion aus. Der anvisierte Vertrag soll Zölle und Handelshemmnisse abwenden. Unterhändler beider Seiten wollten, die zuletzt ins Stocken geratenen Gespräche auch am Dienstag fortsetzen, wie es von beiden Seiten hiess.

Brexit
Nach dem Brexit streiten sich Paris und London um Fischerei-Lizenzen in britischen Hoheitsgewässern. - DPA

Sollten die Verhandlungen scheitern, drohen Zölle und andere Handelshemmnisse. Dies könnten das durch die Coronavirus-Pandemie verursachte Chaos an Grossbritanniens Häfen noch verschlimmern.

Frankreich hat Warenverkehr über Ärmelkanal eingestellt

Frankreich hatte am Sonntag überraschend den kompletten Warenverkehr vom Vereinigten Königreich am Ärmelkanal gestoppt. Kurz zuvor hatte die britische Regierung ihre Erkenntnisse über eine neue Variante des Coronavirus mitgeteilt.

Premier Boris Johnson zufolge soll der Warenverkehr so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden. Ein Datum nannte er jedoch nicht. Manch einer sah in dem Chaos am Ärmelkanal einen Vorgeschmack auf einen möglichen No Deal.

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