In Berlin wurde ein bekannter Neonazi im Grab eines jüdischen Wissenschaftlers beerdigt. Nun soll die Urne umgebettet werden.
Henry Hafenmayer Beerdigung
Der Skandal-Beerdigung wurde von den Informationsdiensten «Blick nach rechts» und «Recherchenetzwerk Berlin» aufgedeckt. - Twitter
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein bekannter Neonazi wurde auf dem Grab eines jüdischen Wissenschaftlers beigelegt.
  • Bei der Beerdigung in Berlin waren viele Personen aus der Rechten-Szene anwesend.
  • Der Antisemitismusbeauftragte hat eine Anzeige gestellt und will die Urne umbetten lassen.

Eine Beerdigung in Deutschland sorgt derzeit für mächtig Aufsehen: Ein bekannter Neonazi wurde am vergangenen Freitag ausgerechnet auf dem Grab eines jüdischen Wissenschaftlers beigelegt. Deutsche Medien berichten von einer «offensichtlichen und schamlosen Provokation» der Neonazis.

Henry Hafenmayer
Der bekannte deutsche Neonazi und Holocaust-Leugner Henry Hafenmayer starb im August 2021. - Twitter

Die Beerdigung fand demnach auf dem Friedhof in Stahnsdorf südwestlich von Berlin statt. Bei dem verstorbenen bekannten Neonazi, Holocaust-Leugner und Rechtsextremist handelt es sich um Henry Hafenmayer (†49) und bei dem jüdischen Wissenschaftler um Max Friedlaender (1852–1934).

Bei der Beerdigung waren prominente Personen aus der Neonazi-Szene anwesend. Darunter etwa auch Horst Mahler, der mit Unterbrechungen von 2006 bis 2020 unter anderem wegen wiederholter Holocaust-Leugnung in Haft war. Auch dessen ehemalige Frau Sylvia Stolz, ebenfalls eine Holocaust-Leugnerin, war anwesend.

Deutschland Rechtsextrem Henry Hafenmayer
Laut Berichten versammelte sich anlässlich der Beerdigung des verstorbenen Holocaust-Leugners Henry Hafenmayer viele bekannte Gesichter der deutschen rechtextremen Szene. - Twitter

Mehr als 50 Trauergäste sollen laut der «Bild» zur Beisetzung am Freitag gekommen sein. Die Anwesenden legten demnach mehrere Kränze an Hafenmayers Grab nieder, teilweise waren darauf die Reichskriegsflagge abgebildet. Der Grabstein, welcher noch als Aufschrift den Namen des Musik-Wissenschaftlers trug, wurde während der Beerdigung mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Davor hing ein Foto des Holocaust-Leugners Hafenmayer. Laut der Zeitung wurde die Versammlung gar von der Polizei geschützt.

Urne von Neonazi soll umgebettet werden

Die Skandal-Beerdigung wurde von den Informationsdiensten «Blick nach rechts» und «Recherchenetzwerk Berlin» aufgedeckt und löste über die Grenzen hinaus ein grosses Medien-Echo aus. Am Dienstag hatte Samuel Salzborn, der Antisemitismus-Beauftrage des Landes Berlin, schliesslich mitgeteilt, dass er eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe, der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und der Volksverhetzung erstattet hat.

«Die Absicht liegt hier auf der Hand, dass Rechtsextremisten bewusst ein jüdisches Grab gewählt haben, um durch die Beisetzung eines Holocaustleugners die Totenruhe zu stören», erklärte Salzborn. Das «gesamte Friedhofsetting mit verurteilten Holocaustleugnern bei der Beisetzung» verlange nach einer strafrechtlichen Überprüfung. Es müsse geprüft werden, ob und wie schnell die sterblichen Überreste von Hafenmayer umgebettet werden können, um das würdige Andenken an Max Friedlaender nicht länger zu stören.

Neonazis Max Friedlaender
Die Neonazis deckten während der Beerdigung den Grabstein des jüdischen Musik-Wissenschaftlers Max Friedlaender mit einem schwarzen Tuch ab. - Twitter

Salzborn meinte weiter, er sei mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) «im konstruktiven Austausch», welche Konsequenzen der Vorfall haben solle. Wie die «Bild»-Zeitung berichtet, hatte die Kirche die Beerdigung mit folgender Begründung erlaubt: «Leitend ist der Grundsatz, dass jeder Mensch ein Anrecht auf eine letzte Ruhestätte hat.» Laut dem «Guardian» war die Religion von Max Friedlaender zudem laut dem Friedhofsregister zum Zeitpunkt seines Todes als Protestant angegeben worden.

Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin gegenüber «Bild»: «Der erste Grabstättenwunsch war von der Friedhofsleitung abgelehnt worden. Trotzdem war auch die Auswahl der ehemaligen Grabstätte Max Friedlaender ein Fehler. Diesen Fehler prüfen wir zurzeit.»

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