Nach der Schändung jüdischer Gräber auf einem Friedhof im Elsass richtet Frankreich eine neue Polizeieinheit zum Kampf gegen Hass ein.
Die geschändeten Gräber auf dem jüdischen Friedhof Westhoffen
Die geschändeten Gräber auf dem jüdischen Friedhof Westhoffen - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Präsident Macron nennt Antisemitismus «ein Verbrechen».

Innenminister Christophe Castaner sagte am Mittwoch bei einem Besuch auf dem Friedhof in Westhoffen bei Strassburg, er habe sich mit der Spitze der Gendarmerie auf ein «nationales Amt zum Kampf gegen Hass geeinigt». Die Ermittler sollten neben antisemitischen Taten auch Übergriffe auf Muslime und Christen aufklären.

Die neue Spezialeinheit soll nach den Worten des Innenministers zuerst mit der Suche nach den Verantwortlichen für die Grabschändung beauftragt werden. Unbekannte hatten auf dem jüdischen Friedhof Westhoffen mehr als 100 der rund 700 Gräber mit Hakenkreuzen und antisemitischen Sprüchen beschmiert. Auf dem Friedhof liegt auch ein Vorfahr von Karl Marx begraben, der Rabbiner war.

«Der Hass hat wieder zugeschlagen», sagte Innenminister Castaner bei einem Rundgang auf dem Friedhof. Ganz Frankreich sei dadurch «geschändet.» Begleitet wurde der Minister von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Frankreichs.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Tat scharf. «Antisemitismus ist ein Verbrechen und wir werden ihn bekämpfen, in Westhoffen und überall, bis unsere Toten in Frieden ruhen können», schrieb Macron im Onlinedienst Twitter.

Der französische Grossrabbiner Haïm Korsia zeigte sich in einem Tweet ebenfalls «schockiert und entsetzt». Der Präsident des israelitischen Konsistoriums der Region, Maurice Dahan, kritisierte die mangelnde Aufklärung der Taten: «Es kann doch nicht sein, dass nie jemand irgendetwas sieht», sagte er. Der Friedhof von Westhoffen liege inmitten einer Siedlung.

Im Elsass kommt es seit einigen Jahren verstärkt zu solchen Vorfällen. Erst im Februar waren auf einem jüdischen Friedhof in Quatzenheim nahe Strassburg rund hundert Grabsteine mit Hakenkreuzen beschmiert worden. In diesem Jahr wurden alleine im nördlichen Teil des Elsasses 34 antisemitische oder rassistische Schmierereien gemeldet. Auch in Paris tauchten in diesem Jahr antisemitische Graffiti auf.

In Frankreich war die Zahl antisemitischer Übergriffe im vergangenen Jahr um 74 Prozent gestiegen. Macron kündigte ein härteres Vorgehen gegen die Täter an. Die israelische Regierung äusserte sich sehr besorgt.

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