Auto wird abgeschleppt – und fährt um die halbe Welt
Eine Britin bekommt nach einem halben Jahr ihr Auto aus der Werkstatt zurück – mit 24'140 Kilometern mehr auf dem Tacho und Vogelkot auf dem Lack.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Britin liess im Januar ihr Auto vom Pannendienst «Automobile Association» abholen.
- Erst im Juli, nachdem sie den Wagen als gestohlen meldete, erhielt sie ihn zurück.
- Er war in desolatem Zustand – und hatte zusätzliche 24'140 Kilometern auf dem Tacho!
Was als einfache Panne begann, entwickelte sich für eine Britin zu einem monatelangen Albtraum.
Im Januar kann sie den Motor ihres Autos nicht mehr starten und ruft daraufhin den Pannendienst «Automobile Association (AA)».
Gemäss dem «Guardian» stellt dieser einen Defekt am elektronischen Steuergerät fest. Und schleppt das Auto zu einer vom Pannendienst zugelassenen Werkstatt in Deeside in der Nähe von Liverpool ab.
Daraufhin herrscht monatelange Funkstille. Die Britin versucht regelmässig die Werkstatt zu kontaktieren, bekommt jedoch jedes Mal eine andere Ausrede für die Verzögerung zu hören.
Der Verlust trifft sie besonders hart: Sie ist körperlich eingeschränkt und pflegt ihre betagte Mutter. Ohne Auto ist sie komplett aufgeschmissen. Arzttermine muss sie reihenweise absagen, weil selbst fürs Taxi das Geld fehlt.
Erst als sie das Auto bei der Polizei als gestohlen meldet, erhält sie es im Juli endlich zurück. Doch der Albtraum geht weiter: Der Wagen ist mit Vogelkot verschmutzt, die Nummernschildbeleuchtung fehlt. Das digitale Display ist defekt.
Und: Der Kilometerzähler zeigt 15'000 Meilen (rund 24'140 Kilometer) mehr an! Zum Vergleich: Die Distanz, am Äquator die Welt zu umrunden, beträgt ungefähr 40'000 Kilometer. Das Auto ist also um die halbe Welt gefahren.
Werkstatt verstand den Unmut nicht
Die Werkstatt behauptet, alles richtig gemacht zu haben. Die monatelange Verzögerung liege an der schwierigen Beschaffung eines gebrauchten Ersatzteils.
Der stark erhöhte Kilometerstand? Laut Werkstatt angeblich ein Nebeneffekt der Arbeiten am elektronischen Steuergerät. Man bestreitet, mit dem Auto gefahren zu sein.
Und das, obwohl die Besitzerin im Juni einen Strafzettel über 70 Pfund (rund 75 Franken) erhalten hat. Zu einem Zeitpunkt, als das Fahrzeug laut Werkstatt eigentlich gar nicht bewegt wurde.
Illegal unterwegs
Es kommt noch dicker: Der Wagen war in den Monaten offenbar illegal ohne gültige Fahrzeugprüfung unterwegs. Die britische Motorfahrzeugkontrolle war bereits im Februar abgelaufen.

Der Jahresabschluss der dubiosen Werkstatt ist seit vier Monaten überfällig. Und es gibt eine aktuelle Mitteilung über die zwangsweise Auflösung der Firma. Die zweite seit ihrer Gründung vor zwei Jahren.
Erst auf Anfrage des «Guardian» lenkt der Pannendienst ein: «Die inakzeptable Verzögerung war in erster Linie auf einen schlecht organisierten Reparaturprozess zurückzuführen. Verschärft durch mangelhafte Kommunikation seitens der Werkstatt.»
Die Beziehung der «AA» zu der betreffenden Werkstatt werde derzeit überprüft. Der Pannendienst bot als Wiedergutmachung an, das Auto verkehrstauglich zu machen. Und legte – nach sechs Monaten Ärger – mickrige 150 Pfund (162 Franken) Entschädigung obendrauf.
Auch in der Schweiz wurde neulich von einer Werkstatt eine Ausfahrt unternommen. Jedoch nur knapp 1000 Kilometer.