In der Schweiz, Österreich und Deutschland wurden Frauen trotz Spirale schwanger. Alle trugen ein Modell des Herstellers Eurogine.
Kupferspirale
So sieht eine Kupferspirale zur Empfängnisverhütung aus. - Screenshot RTL
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Spiralenmodell des Herstellers Eurogine weist erhebliche Mängel auf.
  • Die Spiralen brachen schon bei mehreren Hundert Frauen. Viele von ihnen wurden schwanger.
  • Der Hersteller spricht von «geringfügigen Folgen».

Tausende Frauen lassen sich jedes Jahr die Spirale einsetzen, damit sie nicht schwanger werden. Wie «RTL Explosiv» nun berichtet, ist nun aber bei über 800 Schweizerinnen, Deutschen und Österreicherinnen die Spirale aufgrund eines Produktionsfehlers gebrochen. Einige von ihnen sind nun schwanger.

So auch die 28-jährige Ines Kern. Sie und ihr Freund Dominik dachten eigentlich, mit der Spirale hätten sie das Thema Verhütung geregelt. Vor vier Jahren hat sich Ines das Verhütungsmittel einsetzen lassen. Und doch steht das Paar nun vor der Entscheidung «Kind behalten oder nicht?».

Spirale in Gebärmutter gebrochen

Ihre Spirale ist nämlich kaputt. Nur: Gemerkt hat dies niemand. Ines wurde schwanger. «Ich dachte erst, es ist Schicksal», sagt sie zu «RTL». Dann kamen Schock und Angst hinzu.

Ines Kern
Ines Kern und ihr Freund. Trotz Spirale wurde sie schwanger. - Screenshot RTL

Die Frauenärztin habe ihr nämlich gesagt, sie solle sich noch nicht zu früh freuen. Denn würde die Spirale noch sitzen und müsste man diese entfernen, könnte der Embryo gleichzeitig mit abgehen.

Seitenarme brechen ab

Bei der Untersuchung kommt dann raus: Ines trug eine fehlerhafte Kupferspirale, aus einer Charge des Herstellers Eurogine. Bei diesen Spiralen brachen die Seitenarme vermehrt ab. Schon 2018 hatte der Hersteller deshalb einen Rückruf gestartet, 2019 anschliessend einen weiteren Warnbrief versandt.

Wurden Sie trotz Verhütung schwanger?

Auch Mareike (Name geändert) trug eine solche Spirale. Sie hingegen musste den Embryo abtreiben – obwohl sie das Kind gerne behalten hätte. «Man holte mir damals den Embryo und das Spiralenärmchen aus der Gebärmutter raus. Im Normalfall geht das 20 Minuten. Bei mir ging die Operation zwei Stunden.»

Die Frau leidet noch heute, ein Jahr danach. «Mir hat man mein Kind genommen. Nur, weil jemand seine Arbeit nicht gemacht hat.»

Plastik ist verhärtet und bricht ab

Der Wiener Gynäkologe Christian Fiala hat wegen solchen fehlerhaften Spiralen bereits 20 Schwangerschaftsabbrüche durchführen müssen. Er weiss, warum die fehlerhaften Spiralen abbrechen. «Man merkt es eben auch, dass das Plastik sehr hart ist und sofort bricht. Das ist der Fehler, dass das Plastik rasch gealtert ist. Normalerweise müsste dieses ganz weich und biegsam sein.»

Wiener Gynäkologe Christian Fiala
Der Wiener Gynäkologe Christian Fiala. - Screenshot RTL

Peter Kolba vom Verbraucherschutzverein in Österreich sagt zu «RTL»: «750 betroffene Frauen sind es in Österreich. In Deutschland sind es bisher 60 und ein paar in der Schweiz.» Nun wird eine Sammelklage vorbereitet.

Hersteller bezeichnet Schaden als «geringfügig»

Auf eine entsprechende RTL-Kontaktaufnahme und die Frage, ob die betroffenen Frauen nun entschädigt werden, reagiert Eurogine so: «... dass die Geburt eines gesunden Kindes keinen Schaden darstellt.» Und: «Selbst wenn es zu Brüchen der Spirale kommt, sind die Folgen meist äusserst geringfügig.»

Ein Schmerzensgeld gebe es höchstens «maximal im niedrigen dreistelligen Bereich», hält der Hersteller fest.

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