Ein gerissenes Kondom, eine vergessene Pille, einfach nicht nachgedacht: In vielen Fällen kann die Pille danach für Frauen ein Retter in der Not sein.
Pille danach krankheiten
Die Pille danach soll laut einer Studie Risiko von Geschlechtskrankheiten senken. - depositphotos
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Pille danach wirkt nachträglich empfängnisverhütend.
  • In der Schweiz sind die beiden Wirkstoffe Levonorgestrel und Ulipristalacetat zugelassen.
  • Die Pille danach ist rezeptfrei erhältlich.

Ob klassische Pille, Drei-Monats-Spritze oder Kupferspirale: Die Zahl der Verhütungsmittel ist in den letzten Jahren immer weiter gewachsen.

Doch viele Frauen verzichten auf dauerhafte Verhütung, weil sie nicht in einer festen Beziehung sind. Kommt es dann doch einmal zu spontanem Geschlechtsverkehr, denken sie in diesem Monat nicht unbedingt an Verhütung.

Die Pille danach ist dann die Rettung.

Wie funktioniert die Pille danach?

Die Pille danach wird auch als Notfallverhütung bezeichnet. Sie kann nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen werden oder bei einem Missgeschick wie einem gerissenen Kondom. Bei zeitnaher Einnahme verhindert sie eine Schwangerschaft.

Pille danach
Eine einzelne Pille danach. - depositphotos

Zur Auswahl stehen heute zwei Wirkstoffe: Levonorgestrel und Ulipristalacetat. Beide verzögern den Eisprung um etwa fünf Tage. Damit schliessen sie das Zeitfenster, in dem männliche Spermien im weiblichen Körper überleben können.

Allerdings bieten beide keine 100%-ige Sicherheit: Fand der Eisprung zeitgleich mit dem Geschlechtsverkehr statt, ist es möglicherweise bereits zu einer Befruchtung gekommen.

Ulipristalacetat mit längerer Wirkung

Levonorgestrel ist ein synthetisches Gestagen, das die Ausschüttung bestimmter Hormone aus der Hirnanhangdrüse verhindert. Dadurch wird der Eisprung verhindert.

Ausserdem bewirkt das Gestagen, dass sich die Sekrete im Gebärmutterhals verdicken. Männliche Spermien können so nicht mehr zum Ei vordringen, um dieses zu befruchten.

Levonorgestrel muss innerhalb von 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden.

Pille danach
Eine ängstliche Frau will die Pille danach einnehmen. - depositphotos

Allerdings sinkt die Wirksamkeit schnell: In den ersten 24 Stunden wirkt die Pille danach zu 95%, am dritten Tag (48 – 72 Stunden) nur noch zu 58%. Levonorgestrel ist in der Schweiz unter dem Markennamen NorLevo erhältlich.

Ulipristalectat wurde 2009 unter dem Markennamen EllaOne zugelassen. Dabei handelt es sich um einen Wirkstoff aus der Gruppe der selektiven Progesteronrezeptor-Modulatoren.

Das Medikament hat gegenüber Levonorgestrel den Vorteil, dass es bis zu fünf Tage nach dem Geschlechtsverkehr wirkt.

Ausserdem wirkt es auch bei übergewichtigen Frauen bis 95 kg Körpergewicht. Bei Levonorgestrel lässt die Wirkung bereits ab 70 kg Gewicht nach.

Die Pille danach ist nur zur Notfallverhütung gedacht

Beide Medikamente können zu starken Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen und Bauchschmerzen führen. Dazu können sie die Reaktionsfähigkeit zum Beispiel beim Autofahren beeinträchtigen.

Sie sind weniger sicher als die reguläre Pille. Bei dieser liegt der Pearl-Index bei 0,1 bis 0,9, bei der Pille danach bei 2 bis 5. Dies bedeutet, dass bis zu 5 von 100 Frauen schwanger werden.

Pille danach
Die Pille danach vom Arzt. - depositphotos

Dazu sind beide Medikamente relativ teuer, da die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt. Bei den Beratungsstellen der sexuellen Gesundheit wird sie für etwa 15 bis 20 Franken abgegeben.

Allerdings sind diese nur tagsüber an Werktagen geöffnet. Wer die Pille danach am Wochenende benötigt, zahlt in der Notfallapotheke oder im Spital mehr.

Pille danach auch ohne Einwilligung der Eltern

Die Pille danach ist vor allem für junge Mädchen oft die Rettung, wenn sie ungeplant mit dem ersten Freund Sex hatten oder Opfer eines sexuellen Übergriffs wurden.

Die Pille danach ist in der Schweiz rezeptfrei und auch für Mädchen ab 16 Jahren ohne Einwilligung der Eltern erhältlich.

Mädchen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind, sollten sich nicht scheuen, eine der Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit aufzusuchen. Dort erhalten sie wertvolle Hilfe und Unterstützung.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

SchwangerschaftFrankenKrankenkasseGewalt