Erst tödliche Schüsse, dann die Geiselnahme einer Frau in einem Gymnasium: Belgien erlebt erneut einen Alptraum. Anti-Terror-Spezialisten übernehmen sofort die Ermittlungen.
Belgien muss erneut einen Alptraum durchleben.
Belgien muss erneut einen Alptraum durchleben. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Lüttich (Belgien) ist es zu einer Geiselnahme gekommen.
  • Vier Personen kamen dabei ums Leben.
  • Unter den Toten sollen zwei Polizistinnen sein.

Ein Terrorverdächtiger hat am Dienstag im belgischen Lüttich nach offiziellen Angaben zwei Polizistinnen und einen Zivilisten getötet und eine Frau als Geisel genommen, bevor er selbst von Sicherheitskräften erschossen wurde. Die Ermittler vermuten einen terroristischen Hintergrund, wie die zuständige Staatsanwaltschaft mitteilte. Informationen zu Täter und Motiv gaben die Behörden zunächst nicht preis. Nach Medienberichten soll es ein Haft-Freigänger gewesen sein.

Die dramatischen Ereignisse begannen um 10.30 Uhr, wie Polizei und Staatsanwaltschaft bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mitteilten. Demnach griff ein mit einem Messer bewaffneter Mann zwei Polizistinnen in der Innenstadt von hinten an und stach auf sie ein. Schliesslich entwand er ihnen den Angaben nach ihre Dienstwaffen und erschoss sie.

Alle Schüler in Sicherheit

Anschliessend soll der Täter einen 22-jährigen Mann in einem Auto erschossen haben, bevor er in eine nahe Schule rannte und dort eine Mitarbeiterin als Geisel nahm. Dort griff den Angaben nach eine Spezialeinheit ein und erschoss den Verdächtigen. Dieser habe zuvor das Feuer eröffnet. Die Geisel wurde nicht verletzt, hingegen mehrere Polizisten, erklärten die Ermittler weiter.

Bei der Geiselnahme mit vier Toten geht die Polizei von einem terroristischen Hintergrund aus.
Bei der Geiselnahme mit vier Toten geht die Polizei von einem terroristischen Hintergrund aus. - Keystone

Die Schüler des Lütticher Gymnasiums Léonie de Waha seien in Sicherheit, betonte der Bürgermeister von Lüttich. Schülern und Personal stehe psychologische Hilfe zur Verfügung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des «Verdachts auf eine terroristische Straftat».

«Feige und blinde Gewalt»

Der belgische König Philippe und Ministerpräsident Charles Michel machten sich unmittelbar nach der Tat auf nach Lüttich. Die königliche Familie drückte den Angehörigen des tödlichen Angriffs ihr Mitgefühl aus. «Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser schrecklichen Tat», schrieb sie auf Twitter.

Premierminister Michel sprach von feiger und blinder Gewalt: «All unsere Unterstützung für die Opfer und ihre Angehörigen.» In Lüttich wurde im Rathaus ein Kondolenzbuch ausgelegt, für Mittwoch ist eine Schweigeminute geplant.

Tags zuvor aus Haft entlassen

Das Motiv des Angreifers blieb zunächst unklar. Ein von AFP kontaktierter Sprecher der Staatsanwaltschaft Lüttich konnte Presseberichte nicht bestätigen, denen zufolge er während des Angriffs «Allahu Akbar» (Gott ist gross) gerufen haben soll. Ein anderer Sprecher sagte, es gebe «Elemente, die in die Richtung einer terroristischen Straftat gehen».

Nach Informationen des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders «RTBF» war der Angreifer erst tags zuvor aus der Haft entlassen worden. Der 1982 geborene Mann, sei der Polizei als kriminell und gewaltbereit, jedoch nicht als «radikalisiert» bekannt gewesen, berichtete der Sender. Nach mehreren Gefängnisstrafen soll er zur Vorbereitung auf seine Resozialisierung aus dem Gefängnis entlassen worden sein.

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