Am Montag beginnt in Brüssel der erste grosse Prozess zur Terrorzelle, die für die Anschläge von Paris und Brüssel verantwortlich sein soll. Aber es ist wohl nur das Vorspiel.
Bataclan
Einer der Tatorte: Das Bataclan in Paris. - keystone

Ab Montag steht der inzwischen 28 Jahre alte Franzose Salah Abdeslam vor der 90. Strafkammer des Brüsseler Strafgerichts. Noch geht es nicht um die Pariser Terrorwelle 2015 oder die Brüsseler Anschläge 2016, in die er ebenfalls verwickelt sein soll. Angeklagt sind Abdeslam und sein mutmasslicher Komplize Soufien Ayari wegen Mordversuchs an mehreren Polizisten kurz vor ihrer Festnahme in Brüssel im März 2016.

Damals bereiten Polizisten eine Razzia in der Rue du Dries im Brüsseler Viertel Forest vor. Als sie sich einem Wohnhaus nähern, werden sie von dort beschossen. Drei Beamte werden verletzt, ein Verdächtiger in der Wohnung von Sicherheitskräften erschossen. Zwei weitere fliehen. Es sind, zumindest nach Überzeugung der Ermittler: Abdeslam und Ayari, ein heute 24-jähriger Tunesier.

Der Brüsseler Prozess um die Schüsse von Forest, der zunächst bis kommenden Freitag terminiert ist, könnte ihm entsprechend der angeklagten Taten bereits bis zu 40 Jahre Haft eintragen. Doch dieses Verfahren ist nur das Vorspiel. Davon erhoffen sich die belgische und französische Justiz und der Terroropferverband V-Europe erste Anhaltspunkte, ob Abdeslam irgendwie zur Aufklärung der monströsen Terrorwellen von Paris und Brüssel beitragen könnte, zu denen nach wie vor ermittelt wird. Seine genaue Rolle dabei wirft bis heute Fragen auf. Nach seiner Festnahme in Belgien hat Abdeslam zunächst ausgesagt, später aber einen Rückzieher gemacht. Seitdem schweigt er über die Taten, bis heute.

Seit seiner Auslieferung an Frankreich sitzt der Franzose in Fleury-Mérogis im Pariser Umland in Untersuchungshaft. Für die Zeit des Prozesses soll er nach Vendin-le-Vieil in Nordfrankreich verlegt werden - rund 140 Strassenkilometer vom Brüsseler Justizpalast entfernt, der ab Montag weiträumig abgeriegelt und schwer gesichert werden soll. Wie Abdeslam zur Verhandlung gebracht wird, ist nicht bekannt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Erster mutmasslicher Paris-Attentäter steht in Belgien vor Gericht.
  • Dem Angeklagten drohen bis zu 40 Jahre Haft.
  • Das Verfahren dreht sich zunächst erst um den Mordversuch an Polizisten.
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