Athen empört über Spendengala im British Museum
Griechenland kritisiert das British Museum scharf: Parthenon-Skulpturen wurden bei einer prunkvollen Spendengala als Dekoration genutzt.

Griechenland hat empört auf eine prunkvolle Spendengala im Saal mit den berühmten Parthenon-Skulpturen im British Museum in London reagiert.
«Die Sicherheit, Integrität und Ethik der Kunstschätze sollten das Hauptanliegen des British Museum sein», erklärte Kulturministerin Lina Mendoni am Montag in Athen. Sie warf dem Museum in London «provokative Gleichgültigkeit» vor.
Mendoni verwies darauf, dass Athen «wiederholt und konsequent» Abendessen, Empfänge und Modenschauen in Museumsräumen angeprangert habe, «in denen Kulturdenkmäler und Kunstwerke ausgestellt sind». Solche Aktionen seien «eine Beleidigung für Kulturgüter» und gefährdeten die Exponate selbst.
Parthenon-Skulpturen als Dekoration?
Genau dies habe das British Museum am Samstag getan, indem es «erneut die Parthenon-Skulpturen als dekorative Elemente für das von ihr organisierte Abendessen» genutzt habe.
Das festliche Dinner für grosszügige Spender im British Museum soll das Äquivalent des Königreiches zur berühmten Met Gala werden – der Gala des Metropolitan Museum of Art in New York. Zu der Veranstaltung in London erschienen am Samstag rund 800 Gäste, darunter Stars und Prominente wie Ex-Premierminister Rishi Sunak, Londons Bürgermeister Sadiq Khan, der Musiker Mick Jagger und die Schauspielerin Kristin Scott Thomas.
Das Museum erklärte, das prunkvolle Abendessen solle «den Status Londons als eine der führenden Kulturhauptstädte der Welt feiern». Er sei als neuer fester Bestandteil im gesellschaftlichen Kalender vorgesehen.
Die umstrittenen Elgin-Marmore
Griechenland fordert seit Jahrzehnten die Rückgabe der auch als Elgin-Marmore bekannten Skulpturen. Im frühen 19. Jahrhundert hatten Arbeiter die Friesteile aus dem Parthenon-Tempel auf der Athener Akropolis abgetragen; den Befehl dazu hatte Lord Elgin gegeben, der britische Botschafter im Osmanischen Reich. Elgin verkaufte die Marmore an die britische Regierung, die sie 1817 an das British Museum weitergab. Dort gehören sie zu den wertvollsten Ausstellungsstücken.
Athen hingegen sieht die Marmore als gestohlen an. Nach Ansicht Londons sind die Skulpturen auf legale Art und Weise erworben worden. Mehrere britische Regierungen haben darauf verwiesen, dass eine Entscheidung darüber letztlich beim British Museum liege.
Mögliche Vereinbarung in Aussicht?
Seit Jahren laufen Verhandlungen zwischen dem Chef des British Museum, dem früheren britischen Finanzminister George Osborne, und der griechischen Regierung über eine Lösung in der Frage.
Im Dezember erklärte Osborne, das Museum prüfe eine «Vereinbarung, wonach irgendwann einige der Skulpturen» nach Athen geschickt werden könnten. Im Gegenzug dazu solle Griechenland dem Museum «einige seiner Schätze» als Leihgabe zur Verfügung stellen.