Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat ihre Kooperation mit SOS Méditerrannée zur Rettung von in Seenot geratenen Flüchtlingen auf dem Mittelmeer eingestellt.
Rettungsschiff «Ocean Viking»
Rettungsschiff «Ocean Viking» - AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Streit über Fortsetzung von Mittelmeer-Einsatz in Corona-Krise.

Die Partnerschaft mit SOS Méditerrannée sei infolge einer Meinungsverschiedenheit beider Organisationen über die Fortsetzung des Einsatzes während der Corona-Krise beendet worden, teilte MSF am Donnerstag mit. Der EU warf die Organisation die Behinderung von Seenotrettung unter dem Vorwand der Coronavirus-Pandemie vor.

MSF und SOS Méditerrannée kooperierten seit 2016 in der Seenotrettung auf dem zentralen Mittelmeer. Mit den Rettungsschiffen «Aquarius» und «Ocean Viking» retteten sie nach eigenen Angaben mehr als 30.000 Menschen aus Seenot.

MSF warf der EU vor, die Aktivitäten von Seenotrettungsorganisationen während der Corona-Krise verhindern zu wollen. Die «Entscheidung von Italien und Malta, ihre Häfen zu schliessen sowie die Aufforderung Deutschlands an NGOs, ihre Seenotrettung einzustellen», seien «diskriminierend und unverhältnismässig», erklärte die Leiterin des Seenotrettungseinsatzes, Annemarie Loof.

«Obwohl sich Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerrannée darin einig sind, wie wichtig unsere lebensrettende Arbeit auf See ist, ist SOS Méditerrannée der Ansicht, dass es vor dem Auslaufen weitere Zusicherungen der EU-Staaten über sichere Häfen geben müsse», erklärte Loof weiter. Für Ärzte ohne Grenzen sei es dagegen ein «humanitärer Imperativ, sofort zu handeln, mit oder ohne solche Zusicherungen».

SOS Méditerrannée sei mit Blick auf die Massnahmen der EU-Staaten wegen der Corona-Krise der Ansicht gewesen, «dass die Sicherheitsbedingungen für die Besatzungen und die geretteten Menschen nicht mehr erfüllt» werden könnten, sagte die Generaldirektorin von SOS Méditerranée, Sophie Beau, der Nachrichtenagentur AFP.

Bis auf weiteres bleibt die «Ocean Viking» in ihrem Heimathafen in Marseille. SOS Méditerrannée erklärte, den Rettungseinsatz «so schnell wie möglich» auch ohne MSF als Partner wieder aufnehmen zu wollen.

Italien und Malta haben wegen der Coronavirus-Pandemie alle ihre Häfen geschlossen, auch für Schiffe mit aus Seenot geretteten Flüchtlingen. Die Entscheidung wurde von Seenotrettungsorganisationen heftig kritisiert.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

CoronavirusAquariusEUÄrzte ohne Grenzen