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Angriff auf Nato-Staat? Für rund ein Drittel wahrscheinlich

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Ukraine,

Die deutsche Bevölkerung rechnet eher nicht mit einem russischen Angriff auf Nato-Gebiet in diesem Jahrzehnt.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (M) verabschiedet Anfang April das Vorkommando der Brigade Litauen auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Brandenburg.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (M) verabschiedet Anfang April das Vorkommando der Brigade Litauen auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Brandenburg. (Archivbild) - Kay Nietfeld/dpa

Obwohl westliche Sicherheitsexperten einen russischen Angriff auf das Nato-Gebiet in absehbarer Zeit für möglich halten, ist dies für viele Deutsche nach wie vor ein eher unrealistisches Szenario. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.

Danach halten es 36 Prozent der Bundesbürger für wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich, dass das russische Militär bis zum Jahr 2030 einen Staat angreifen wird, der dem Bündnis angehört. Mit 48 Prozent sind fast die Hälfte der erwachsenen Deutschen der Meinung, ein solches Szenario sei unwahrscheinlich oder eher unwahrscheinlich. 15 Prozent der Teilnehmer der repräsentativen Umfrage wussten auf die Frage, wie wahrscheinlich ein russischer Angriff auf einen Nato-Staat bis 2030 sei, keine Antwort. Unter den Befragten, die angaben, bei der zurückliegenden Bundestagswahl die AfD gewählt zu haben, war der Anteil derjenigen, die einen russischen Angriff auf das Nato-Gebiet für unwahrscheinlich halten, deutlich grösser als unter den Anhängern anderer Parteien.

Die Nato und die Herausforderungen der Abschreckung

Die Nato setzt als Verteidigungsbündnis auf das Prinzip Abschreckung. Artikel 5 des Nordatlantikvertrags regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als Angriff gegen alle angesehen wird.

Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hatte im Februar in einem Interview gesagt, Russlands Präsident, Wladimir Putin, wolle ein Gross-Russland in den Grenzen der ehemaligen Sowjetunion wiederherstellen, ein russisches Weltimperium, in dem er zarengleich herrsche. «Sollte Putin den Krieg in der Ukraine nicht verlieren, müssen wir damit rechnen, dass er auch nach der Republik Moldau oder den baltischen Staaten greift», sagte der frühere aussenpolitische Berater von Altkanzlerin Angela Merkel (CDU).

Finnland hatte nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 gemeinsam mit Schweden die Aufnahme in die westliche Militärallianz beantragt; mittlerweile sind beide Staaten Mitglieder.

Russland stellt mehr Waffen und Munition her

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte im Mai in einer Talkshow gesagt, Russland produziere Waffen und Munition über den Bedarf für den Angriffskrieg gegen die Ukraine hinaus. Er ergänzte: «Jetzt kann man naiv sein und sagen, das macht er nur aus Vorsicht. Ich würde eher als skeptischer Mensch sagen in dem Fall, das macht er, weil er im Zweifel irgendwas vorhat oder haben könnte.»

Dass Deutschland in diesem Jahrzehnt Ziel eines Angriffs des russischen Militärs werden könnte, halten laut Umfrage 23 Prozent der erwachsenen Deutschen für wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich. 61 Prozent der Bundesbürger sind gegenteiliger Meinung.

Kaum jemand ist zufrieden mit Zustand der Bundeswehr

Würde die Mehrheit an ein solches Szenario glauben, wären viele Deutsche wohl sehr beunruhigt. Denn nur zwei Prozent der Teilnehmer der Umfrage sind überzeugt, die Bundeswehr sei aktuell sehr gut für die Landesverteidigung aufgestellt. Zwölf Prozent der Befragten sehen die Truppe eher gut aufgestellt. Jeweils 39 Prozent der Deutschen sind überzeugt, die Bundeswehr sei für diese Aufgabe sehr schlecht beziehungsweise eher schlecht vorbereitet. Generell beurteilen die Älteren den Zustand der Bundeswehr etwas schlechter als die Jüngeren.

Auch in Sachen Zivilschutz bleibt nach Ansicht einer grossen Mehrheit noch viel zu tun. 79 Prozent der Deutschen halten die Vorkehrungen von Bund und Ländern für den Schutz und die Versorgung der Zivilbevölkerung im Kriegsfall für nicht ausreichend. Lediglich jeder Zehnte glaubt, dass für einen derartigen Fall ausreichende Vorkehrungen getroffen worden sind. Elf Prozent der Befragten trauten sich in dieser Frage kein Urteil zu.

Die Neuausrichtung der zivilen Verteidigung in Deutschland

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte Ende April gesagt, nicht nur die Bundeswehr müsse sich angesichts der veränderten Bedrohungslage in Europa umorientieren, sondern Deutschland müsse sich auch bei der zivilen Verteidigung ganz neu aufstellen. «Wir werden weitere erhebliche Investitionen in gute Warnsysteme, in moderne Hubschrauber und weitere Ausstattung vornehmen müssen», sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur. Das Gleiche gelte für den effektiven Schutz kritischer Infrastruktur und die Versorgung für Krisenfälle. Ein Teil der Ausgaben liegt in der Verantwortung der Länder, da etwa die Trinkwassernotversorgung nicht nur für den Zivilschutz benötigt wird, sondern auch bei Krisen und Katastrophen, die keine militärische Ursache haben.

Kommentare

User #3277 (nicht angemeldet)

Immerhin, nur noch 1/3 Bekloppte....

Gesichert unbequem

Interview vom 28.1.24: Wird Russland die Nato überfallen? Putin: "Das ist völliger Unsinn! Ich denke Präsident Biden versteht das. Das ist nur eine Floskel um seine falsche Politik gegen Russland zu rechtfertigen. Der Präsident jedes grossen Landes, erst recht eines Nato Landes, muss verstehen, dass Russland keinen Grund und kein Interesse hat, weder geopolitisch, wirtschaftlich, politisch, oder militärisch, gegen Nato Länder zu kämpfen. Wir haben keine territorialen Ansprüche aneinander. Wir wollen die Beziehungen zu ihnen nicht zerstören, wir sind an Beziehungen zu ihnen interessiert. Sie hatten Finnland in die Nato geholt - hatten wir irgendwelche Streitigkeiten mit Finnland? Alle Streitigkeiten einschliesslich territorialer, wurden mitte des 20 Jahrhunderts beigelegt, wir hatten eine freundliche, herzliche Beziehung und es gab keine Probleme! Das gleiche gilt für andere Länder einschliesslich Nato Länder. Mit wem haben wir irgendwelche Probleme? Mit niemandem! Der Westen schafft künstliche Probleme mit uns, weil sie einen Konkurrenten wie Russland nicht haben wollen, das ist alles!"

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