Mit mehreren Gedenkanlässen erinnert Norwegen an die brutalen Anschläge von Anders Behring Breivik. Diese ereigneten sich vor zehn Jahren.
Anders Behring Breivik
Vor der Kathedrale in Oslo erinnert ein Kranz an Breiviks Opfer. - NTB/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Norwegen gedenkt der Anschläge des rechtsextremen Anders Breivik.
  • Er hatte vor zehn Jahren in Oslo und Utöya viele Menschen getötet.

Mit mehreren Gedenkveranstaltungen hat Norwegen an die Opfer der Anschläge des Rechtsextremisten Anders Behring Breivik erinnert. Passiert ist es vor zehn Jahren in Oslo und Utöya.

Im ganzen Land läuteten am Donnerstagmittag gleichzeitig die Kirchenglocken. Während Ministerpräsidentin Erna Solberg Fortschritte im Kampf gegen alle Formen von Extremismus hervorhob, warnten Überlebende der Anschläge vom 22. Juli 2011 vor einer anhaltenden Gefahr durch Rassisten und Rechtsextreme wie Anders Behring Breivik.

«Wir dürfen den Hass nicht unbeantwortet lassen», sagte Solberg bei einer Gedenkveranstaltung in Oslo. Die Regierungschefin betonte, dass seit den Anschlägen viel unternommen worden sei. Dies, um den Kampf der Sicherheitsbehörden gegen jede Form von Extremismus zu stärken. Am wichtigsten sei aber, dass jeder Einzelne ein inneres «Bollwerk gegen Intoleranz und Hassrede» aufbaue.

Anders Behring Breivik zu 21 Haft verurteilt

Anders Behring Breivik hatte am 22. Juli 2011 im Regierungsviertel von Oslo acht Menschen mit einer Bombe getötet. Danach setzte er auf die Insel Utöya über und erschoss dort 69 Menschen. Die meisten von ihnen waren Teilnehmer eines von der Arbeiterpartei organisierten Sommercamps für Jugendliche.

Die meisten der Todesopfer waren jünger als 20 Jahre. Dutzende weitere Menschen wurden verletzt. Die blutigsten Anschläge in der modernen Geschichte Norwegens lösten in dem skandinavischen Land und international Entsetzen aus. Breivik, der zum Zeitpunkt der Tat 32 Jahre alt war, wurde 2012 zu 21 Jahren Haft mit anschliessender Sicherheitsverwahrung verurteilt.

Bei einer Gedenkveranstaltung auf der Insel Utöya mit Überlebenden und Angehörigen der Opfer sagte Norwegens Kronprinz Haakon: Es sei wichtig, über das Geschehene zu sprechen, «auch wenn es unangenehm ist». Er begrüsste, dass Utöya zu einem Lernort für Antirassismus und Demokratie geworden sei.

Jens Stoltenberg: «Hass ist immer noch da»

Bei einer Gedenkfeier in der Kathedrale von Oslo sprach auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Er war zum Zeitpunkt der Anschläge norwegischer Ministerpräsident gewesen. «Vor zehn Jahren sind wir dem Hass mit Liebe begegnet», sagte Stoltenberg. «Aber der Hass ist immer noch da.»

Kurz nach den Anschlägen von Anders Behring Breivik hatte Stoltenberg «mehr Demokratie» und «mehr Menschlichkeit» angekündigt. Überlebende beklagen aber, dass über die von Rechtsradikalen ausgehende Gefahr in Norwegen nach weiterhin nicht ausreichend gesprochen wird.

Vergangene Woche war eine Gedenkstätte für den von Neonazis ermordeten Benjamin Hermansen in Oslo mit «Breivik hatte recht» beschmiert worden. Stoltenberg erinnerte in seiner Gedenkrede auch an den vereitelten Anschlag des Rassisten Philip Manshaus auf eine Moschee in Oslo. Manshaus hatte zuvor seine asiatischstämmige Stiefschwester getötet.

Viele Überlebende leiden unter mentalen Problemen

Astrid Eide Hoem bezeichnete Breiviks Tat bei der Gedenkveranstaltung als «gezielten politischen Terroranschlag, der von einer rechtsextremistischen Ideologie getrieben war». Sie ist Überlebende des Utöya-Attentats und heutige Vorsitzende der Jugendorganisation der Arbeiterpartei (AUF).

Der «tödliche Rassismus und der Rechtsextremismus» seien noch immer lebendig und «in der Mitte» der Gesellschaft verankert, warnte sie. «Wir müssen jetzt und für alle Zeiten sagen, dass wir Rassismus nicht akzeptieren, dass wir den Hass nicht akzeptieren.»

Hoem sagte der Nachrichtenagentur AFP, auch zehn Jahre nach den Anschlägen leide sie noch unter Schlafproblemen und Angst. «Ich glaube, dass ich damit für den Rest meines Lebens leben muss.» Einer Studie zufolge hatte im vergangenen Jahr noch ein Drittel der Überlebenden von Utöya mit den Folgen zu kämpfen. Sie leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, Angst, Kopfschmerzen oder Depressionen.

Die Überlebende Elin L'Estrange berichtete auch von Drohungen und Hassbotschaften. «Ich habe erlebt, dass jemand mich wegen meiner Überzeugungen töten wollte. Wenn mir heute jemand sagt, dass er mich tot sehen will, nehme ich das sehr ernst.»

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