Der Bau neuer Windräder ist vor Ort oft ein hochemotionales und umstrittenes Thema. Die Folge sind viele Klagen. Dazu kommen lange Genehmigungsverfahren. Das bremst den Ausbau.
Der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland ist fast zum Erliegen gekommen. Foto: Patrick Pleul
Der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland ist fast zum Erliegen gekommen. Foto: Patrick Pleul - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland ist fast zum Erliegen gekommen.
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Im ersten Halbjahr lag der Bruttozubau bei 287 Megawatt beziehungsweise 86 Anlagen.

Im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahreszeitraum war dies ein Rückgang von 82 Prozent im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahreszeitraum.

Das geht aus Zahlen der Deutschen Windguard im Auftrag der Verbände BWE und VDMA Power Systems hervor, die am Donnerstag vorgelegt wurden. «Genehmigungsstau und Klageflut belasten die Branche», sagte der Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE), Hermann Albers. Er forderte die Politik zu einem Windenergie-Gipfel auf.

Zieht man den Rückbau von Windenergieanlagen ab, ergibt sich demnach ein Nettozubau von 231 Megawatt beziehungsweise 35 Anlagen. Neue Windräder sind deutlich leistungsstärker Die Branchenverbände sprachen vom schlechtesten Wert seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000. Als Hauptgrund für den Einbruch gelten lange Genehmigungsverfahren.

Albers sagte, die Energiewende scheitere nicht an den Kosten - sondern werde durch eine unzureichende Flächenbereitstellung in den Ländern, fehlende Genehmigungen und Klagen sowie Widerspruchsverfahren gegen bereits erteilte Genehmigungen aufgehalten. Er forderte die Politik auf, Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Es müsse geprüft werden, ob sich Klageverfahren über Jahre hinweg ziehen müssten.

Der Verband BEW erwartet zwar im zweiten Halbjahr mehr neue Anlagen als in der ersten Jahreshälfte. Er schraubte aber seine Prognose für das Gesamtjahr herunter, auf einen Bruttozubau von rund 1500 Megawatt (MW). In den Jahren 2014 bis 2017 lag der jährliche Zubau laut Branchenangaben noch bei durchschnittlich 4600 MW.

Matthias Zelinger von VDMA Power sprach angesichts der Zahlen im ersten Halbjahr von einem «Schlag in die Magengrube» der Energiewende. «Es ist hart für die Branche, jetzt die Prognose kappen zu müssen, denn wir sehen ja, dass mehr Erneuerbare Energie gebraucht wird. Immer mehr Industrie-Unternehmen wollen klimaneutral produzieren. Wärme und Verkehr brauchen zusätzlich erneuerbaren Strom.»

In sechs Bundesländern wurden im ersten Halbjahr gar keine neuen Windanlagen errichtet - in Bayern, Hessen, dem Saarland sowie in Bremen, Hamburg und Berlin. Vor allem in Bayern gelten strenge Abstandsregelungen zur Wohnbebauung. Die meisten neuen Anlagen wurden seit Jahresbeginn in Rheinland-Pfalz gebaut, es folgte Niedersachsen.

Nach einer Analyse der Fachagentur Wind an Land werden derzeit in Deutschland mehr als 300 Windenergieanlagen mit 1000 MW Leistung beklagt. Der Natur- und Artenschutz ist mit weitem Abstand der Hauptklagegrund gegen neue Windräder. Aber auch militärische Belange und Drehfunkfeuer stellten Genehmigungshemmnisse dar.

Gegen den Bau von Windrädern gibt es vor Ort zahlreiche Bürgerinitiativen. Eine Arbeitsgruppe der schwarz-roten Koalition zur Akzeptanz der Energiewende - also dem Umbau hin zu Öko-Strom - sollte eigentlich bis zum Frühjahr ein Papier vorlegen. Fachpolitiker von Union und SPD konnten sich aber nicht einigen. Umstritten sind dem Vernehmen nach vor allem Abstandsregelungen.

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