Mehr als 200 Verletzte bei Zusammenstössen in Algerien

DPA
DPA

Algerien,

Die bislang grössten Proteste gegen Algeriens Präsidenten Bouteflika liefen am Freitag weitgehend friedlich. Doch als alles schon vorbei sein sollte, kam es am Abend doch noch zu Gewalt und Randale.

Zusammenstösse zwischen Demonstranten und Polizisten bei Anti-Regierungs-Protesten in Algier. Foto: Farouk Batiche
Zusammenstösse zwischen Demonstranten und Polizisten bei Anti-Regierungs-Protesten in Algier. Foto: Farouk Batiche - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Zusammenstössen am Rande des Massenprotests gegen Algeriens Präsidenten Abdelaziz Bouteflika sind mehr als 200 Menschen verletzt worden.

Aus einem Krankenhaus in der Hauptstadt Algier hiess es am Samstag, es seien mehr als 100 Zivilisten eingeliefert worden. Einige hätten Tränengas eingeatmet, andere seien von Steinen oder Gummigeschossen getroffen worden. Die algerischen Sicherheitsbehörden hatten zuvor auch von mehr als 100 verletzten Polizisten berichtet.

In einem Versuch, weitere Proteste einzudämmen, ordnete Algeriens Bildungsministerium am Samstag überraschend an, die Frühlingsferien an den Universitäten vorzuziehen und auf fast vier Wochen auszudehnen. Sie sollen nun an diesem Sonntag beginnen. Vor allem an Universitäten hatte es zuletzt immer wieder Proteste gegeben.

Am Freitag waren zunächst in vielen Städten des Landes Menschenmassen friedlich auf die Strasse gegangen. Es handelte sich um die grössten Demonstrationen seit Ausbruch der Protestwelle vor mehr als drei Wochen. Die Schätzungen reichten von Zehntausenden bis zu Hunderttausenden Teilnehmern. Im Zentrum der Hauptstadt Algier waren Strassen und Plätze bis zum Bersten gefüllt.

Nach Ende der Demonstrationen kam es jedoch zu Zusammenstössen mit der Polizei. Offizielle Stellen sprachen von «Chaoten», die im Nationalmuseum für Altertümer und Islamische Kunst randaliert und geplündert hätten. Bilder zeigten ausgebrannte Räume und zerstörte Vitrinen. 195 Menschen wurden festgenommen.

Seit Ende Februar kommt es landesweit immer wieder zu Protesten gegen den 82 Jahre alten Bouteflika. Der Staatschef ist seit 20 Jahren an der Macht und will sich bei einer Abstimmung am 18. April erneut wählen lassen. Es wäre seine fünfte Amtszeit.

Seine Gegner halten ihn jedoch nicht mehr in der Lage, das Amt auszuüben. Nach einem Schlaganfall sitzt Bouteflika im Rollstuhl und hat grosse Probleme beim Sprechen. Der Präsident hält sich seit rund zwei Wochen zur medizinischen Behandlung in Genf auf. Wann er nach Algerien zurückkehren kann, ist unklar. Seit Ausbruch der Proteste äusserte er sich nur durch Botschaften, die für ihn verlesen wurden.

Die Bilder erinnern an die arabischen Aufstände vor acht Jahren, wo Massenproteste in den benachbarten Ländern Langzeitherrscher zu Fall brachten. In Algerien blieb die Lage damals vergleichsweise ruhig. Bouteflika galt lange als Stabilitätsgarant, der das Land nach dem blutigen Bürgerkrieg in den 1990er Jahren wieder vereint hat.

Kommentare

Weiterlesen

Syrien
Nach Assad-Sturz
mirjam Walser kolumne
1’313 Interaktionen
Kolumne

MEHR IN NEWS

meta
Hoher Gewinn
Microsoft
Cloud und KI
usa
Mineralien

MEHR AUS ALGERIEN

Frankreichs Aussenminister Jean-Noël Barrot
2 Interaktionen
Paris
boualem sansal
Verurteilter Autor
boualem sansal
10 Jahre Haft